Fun Fact. 
Wusstest du, dass uns die Lebensmittelverschwendung in Großbritannien 14 Milliarden Euro kostet  – fast das Vierfache des geschätzten Vermögens von Donald Trump. 
Hallo? 

Liebe war immer schon kompliziert. Aber seit es Dating-Apps gibt, ist ein Happy End nur einen Wisch nach rechts entfernt. Klingt einfach. Doch in Wirklichkeit gibt es hier eine große Hürde: Wie soll man ein Gespräch beginnen? Mit einem "Hey"? Mit einem Witz? Oder sollen wir gleich ins Detail gehen und uns auf die gemeinsamen Interessen stürzen – so als handle es sich bei der ersten Nachricht um einen dringenden Erlass?

Nach dem Brexit-Ergebnis zum Austritt aus der Europäischen Union wurde eine Dating-App namens Remainder gelauncht. Sie will Wähler*innen mit gebrochenem Herzen helfen, einander zu finden. Die Politik mag spaltender denn je sein, aber kann Aktivismus wirklich wieder Brücken bauen? Um das herauszufinden, haben wir drei der größten Dating-Apps der Welt unter die Lupe genommen. Denn wir wollten herausfinden, wo sich die Global Citizens verstecken. Sind sie auf Tinder, Happn oder Bumble? Diese Plattformen haben wir für euch bewertet und gerankt. 

Tinder 

Tinder hat 55 Milliarden Matches auf der ganzen Welt generiert. 48,25 Millionen Menschen weltweit nutzen Tinder im Monat aktiv. Unter ihnen gibt es sicherlich Millionen von Global Citizens, die die Welt verändern wollen – die Chancen stehen also nicht schlecht. Für mich schien Tinder das größte Potenzial zu haben. Deshalb feuerte ich dort meine besten Nachrichten ab und bereitete mich auf ein Date mit dem Schicksal vor. 

Dabei hatte ich bereits einen Nachteil, der meine Chancen sinken lassen sollte: Laut einer Studie verringert das Tragen einer Brille die ​Match-Erfolgsaussicht um ganze zwölf Prozent​. Erschwerend hinzu kommt mein leidenschaftlicher und unerschütterlicher Fokus auf soziale Gerechtigkeit – die ersten Gespräche waren ein ziemlicher Reinfall. Der Schlüssel des Ganzen schien eine Gemeinsamkeit aufzutun. Die Chance auf ein Match vervierfacht sich einer Befragung zufolge außerdem, wenn wir eine Bio einfügen. Das hielt ich für einen guten Ausgangspunkt. 

Mir ist die Welt wichtig. Dir ist die Welt wichtig. Also versuchte ich es so:


Ich mag deine Bio. 
“Suche nach dem Biden für meinen Barack.”
Glaubst du, dass die Klimakrise eine der größten Gefahren für die Menschheit ist? 
Mein Herz schmilzt schneller als die Arktis. 

Aufgrund des eisernen Desinteresses das ich erleben musste, entschied ich mich für eine neue Taktik: Ein Mann hatte einmal 100 Tage lang auf Tinder einer Frau täglich Panda-Fakten geschickt – und unglaublicherweise funktionierte das. Meiner Meinung nach lehrt uns diese Geschichte, dass Menschen Statistiken lieben! Wenn Musik das Essen der Liebe ist, dann müssen Statistiken die Flasche Rotwein sein, die dazu serviert wird. 

Fun Fact. 
Wusstest du, dass uns die Lebensmittelverschwendung in Großbritannien 14 Milliarden Euro kostet  – fast das Vierfache des geschätzten Vermögens von Donald Trump. 
Hallo? 

Hier habe ich drei Dinge gelernt. Traurigerweise sind Statistiken nicht sexy. Ein angenehmes Gespräch sollte nicht durch die Einbeziehung von Faktenruiniert werden. Und Lebensmittelverschwendung ist für liebeshungrige Millennials nicht das bevorzugte Gesprächsthema.

Die EU hat gerade beschlossen, alle Lebensmittelabfälle bis 2030 zu halbieren. 
Partytime! 
Was sind deine Gedanken dazu? 
Keine Party? 

Es war klar, dass Tinder mich nicht weiterbringen würde. Aber noch war nicht alles verloren. Ich hatte noch eine letzte Notfallidee in petto: meinen einjährigen Labradoodle-Welpen Pandora.

Denn laut echter, wirklicher Wissenschaft macht ein Haustier seine Besitzer*in attraktiver. Mehr als ein Drittel der Frauen und ein Viertel der Männer gaben bei einer Umfrage an, dass sie sich stärker in jemanden verguckt haben, wenn er oder sie ein Haustier hatte. Das funktioniert übrigens in beide Richtungen: Die Forscher*innen fanden auch heraus, dass ​Hunde uns mehr mögen​, wenn wir nett zu Menschen sind. Die Schlussfolgerung, dass liebenswerte Haustiere und internationale Entwicklung starke Verbündete sein könnten, lag also nahe. 

Dein Hund ist so süß. 
Danke dir! Ihr Name ist Pandora. 
Sie sieht glücklich aus, weil das Vereinigte Königreich sein Budget für Auslandshilfen per Gesetz auf 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens schützt. 
Aber sie ist besorgt, weil viele Zeitungen fordern, dass die Regierung kein Geld mehr für internationale Entwicklung ausgibt. 
Ok. Wir können auch einfach über Hunde reden. 
Pandora ist ein süßer Name….Tut mir leid. Ich war gestern so verkatert und ich habe die Frage nicht verstanden. 
Ich finde definitiv nicht, dass wir aufhören sollten, Geld in die internationale Entwicklung zu stecken. 
Ich finde, dass das sehr wichtig ist. 
Geld für internationale Hilfe auszugeben, macht das Land reicher. 
Von wo aus Wales kommst du? 
Fantastisch. 
Warum denkst du, dass das Großbritannien reicher macht?
Weil wir auf lange Sicht ökonomisch davon profitieren werden. Wenn wir Geld investieren und mit der Zeit Arbeitsstellen schaffen und den Menschen in den Entwicklungsländern die Möglichkeit geben, dass sie in diesen Ländern leben können, dann können diese Entwicklungsländer eine aufstrebende Wirtschaft bekommen. Und weil wir als Land ihnen dabei geholfen haben, kreieren wir mächtige Handelspartner. 
Wow. 
Gute Antwort. 
Was sagst du zu den Medien, die das Bild vom verschwendeten Steuergeld zeichnen, wenn es um internationale Hilfsgelder geht? 
Danke, ich bin froh, dass du dem zustimmst. 
Gerade habe ich darauf keine Antwort. Aber ich werde heute Nachmittag darüber nachdenken. 

Wenn du dir vorher unsicher warst, dann ist das der absolute Beweis dafür, dass niedliche Hundebilder wirklich die Welt retten können. Leider wartet die wahre Liebe auf niemanden. Die größten Probleme der Welt brauchen sofortige Aufmerksamkeit – und meine Mama will Enkelkinder. Tinder lieferte Antworten, aber ich führte keine richtige Unterhaltung. Also machte ich mich auf zur nächsten App.

Global Citizen Bewertung: 6/10


Happn 

Kennst du diese Situation, wenn du auf einer Demonstration einen Menschen mit einem lustigen, aber auch ergreifenden Schild siehst und dich nicht traust, diese Person anzusprechen? Wenn dem so ist, dann ist Happn dein Freund. Diese Dating-App bringt uns mit Menschen zusammen, an denen wir vielleicht schon vorbeigelaufen sind. 

Ich beschloss also, dass es hier Sinn ergeben würde, mich auf ein eher lokales Thema zu konzentrieren – auf ein aktuelles Problem. Da ich in London lebe, dachte ich, dass die aktuellen Schlagzeilen das richtige Thema für mich sein könnten. Genauer gesagt handelte es sich um die jüngsten Schlagzeilen in Boulevardmedien. Diese wetterten gegen das in meinen Augen brillante Gesetz, dass Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit immer 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens betragen sollten. Was könnte da schon schiefgehen? 

Hi! Wie läuft’s? 
Was denkst du über die Angriffe der Medien auf die Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit des Staates? 
Vielleicht bin ich nun auch zu hart nach vorne geprescht. 

(Lachsmileys) 
Ich werde dich nicht anlügen. Habe mir kurz überlegt zu googeln, was du meinst. Aber habe mich dazu entschieden stattdessen weiter Netflix zu schauen. Sorry. 
Hahahah. 
Versteh ich. 

Netflix ist großartig. 
Was denkst du über die neue Netflix-Doku in der Leo DiCaprio mit verschiedenen Wissenschaftler*innen über die Gefahren der Klimakrise spricht? 
Stranger Things ist aber auch super. 
(Lachsmileys) 

Wie heißt der Film? Den muss ich mir vielleicht anschauen. 
Das habe ich sehr gemocht. Habe geliebt, wie man einfach die ganze Zeit verwirrt ist. 
Aber vor Oktober gibt es leider keine neuen Folgen. 

Fazit: Entwicklungspolitik kann nicht wirklich mit Stranger Things konkurrieren. Leonardo DiCaprio wäre ein Narr, sich mit einem jungen Star zu messen, der den Nicki-Minaj-Vers in Kanyes "Monster" rappen kann.

Mir lief die Zeit davon und Happn hat nicht funktioniert. Ich hatte nicht schnell genug Matches bekommen. Und da wir nicht alle der Typ sein können, der seine eigene Dating-App entwickelt, um die ganze Konkurrenz auszuschalten, war es an der Zeit für den letzten Wurf mit den digitalen Würfeln.

Global-Citizen-Bewertung: 3/10

Bumble 

Langsam verlor ich die Hoffnung. Entweder waren Global Citizens nicht in Dating-Apps unterwegs, oder ihnen gefielen die Bilder in meinem Profil einfach nicht. Meine letzte App, Bumble, war meine letzte Chance. In der “feministischen Dating-App” beginnt ein Gespräch erst, wenn die Frauen es starten. 

Ein Grundsatz, der wohl auch für Gesetze gelten sollte, die die reproduktiven Rechte von Frauen regeln.

Also wartete ich. Ganz schön lange. 

Doch dann fand ich sie. 

Springst du auf deinem dritten Bild Fallschirm? 
Ja, mache ich! 
Achtung: Themenwechsel! 
Was denkst du über das von Trump beschlossene Einreiseverbot von Staatsangehörigen aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern?
Ich hasse Trump. Ich denke, das Einreiseverbot ist sinnlos und verfassungswidrig. Unser Land wurde für und von Einwanderer*innen aufgebaut. Wenn wir Menschen, die in unserem Land leben wollen, nicht einreisen lassen, dann geht das gegen alles, wofür unser Land steht. Wie denkst du darüber? 

Starke Antwort. 
Ich denke, die verletzlichsten Menschen auf der Welt dafür zu benutzen, um auf politischer Ebene Punkte zu sammeln, ist nichts, worauf Amerika stolz sein sollte. Denkst du, die Mehrheit der Amerikaner*innen ist für Geflüchtete im Land? 
Hahah. Ich habe im Moment eine Menge starker Gefühle bezüglich der amerikanischen Regierung. Ich glaube, dass die Mehrheit  pro Geflüchtete ist, aber es ist schwer zu sagen. Die meisten jungen Menschen unterstützen die Aufnahme von Geflüchteten. Es sind hauptsächlich die Älteren und die Ungebildeten, die Trump-Unterstützer*innen, die gegen die Aufnahme von Geflüchteten sind. 
Deine Antworten auf meine Fragen sind der Hammer!
Findest du, Amerika sollte mehr Geflüchtete aufnehmen? 
Warum sollten wir nicht? Es ist ja nicht so, als hätten wir keinen Platz! Amerika ist groß. Warum sollten Menschen für die Gier von anderen leiden? 
Verdammt richtig. Welchen Eindruck hast du im Vergleich dazu von der Einwanderungspolitik in UK? 
Hast du das mit dem Rücktritt von der Gesetzesnovelle heute mitbekommen? 
Ich weiß nicht so viel über die Haltung von Großbritannien. Ich habe nur mitbekommen, dass sich Leute darüber beschweren, dass Ausländer*innen ihnen die Jobs wegnehmen würden. Worum geht es in der Novelle? 
Ich bin noch nicht lange genug hier, um wirklich zu wissen, was die Menschen denken. 
Ok. Es ist im Grunde genommen ein Entwurf, der von Lord Dubs vorangetrieben wurde. Darin ist geregelt, dass minderjährige Geflüchtete in UK aufgenommen werden sollten, wenn sie eine familiäre Beziehung ins Land haben. 
Aber heute wurde verkündet, dass es das Gesetz nicht geben wird. 
So haben sie das Land vor geflüchteten Kindern, die ein Recht darauf haben sollten, hier zu sein, verschlossen. 
Kommt es in den USA genauso oft zu dem Gespräch darüber, dass “Geflüchtete unsere Jobs wegnehmen”? 
Werden Kinder, die schon hier sind, nun wieder zurückgeschickt? 
Das passiert sehr oft, vor allem wenn es um Mexiko geht. 
Was dumm ist. Diese Menschen machen Jobs, die unterhalb des Mindestlohns bezahlt werden und die ohnehin niemand machen will. Beschwert euch nicht darüber, dass sie euch die Jobs wegnehmen. Sie nehmen sich nicht die Jobs, die diese Leute haben wollen. Diese Menschen sind einfach nicht qualifiziert. 
Wie du siehst, habe ich zu einigen Themen eine starke Meinung. 
Es ist wichtig, zu großen Themen eine starke Meinung zu haben. 
Wie denkst du über den Brexit? 
Wahrscheinlich ähnlich, wie du über Trump denkst – wenn alles den Bach hinuntergeht, sind es hoffentlich nicht die Menschen ganz unten, die am meisten leiden werden. 
Ich war wirklich schockiert darüber, dass die Menschen “leave” gewählt haben. 
Ich glaube, so geht es noch vielen Menschen. 
Ich muss mal ins Bett gehen. 
Hahahaha. Ich auch. 
Aber nur, dass du es weißt: Du überzeugst voll auf Bumble. 
Danke dir! Falls du noch weitere politische oder auch generelle Fragen hast, dann lass es mich wissen. 

Danke, Bumble!

Global-Citizen-Bewertung: 9/10

Liebe ist wie Politik. Sie betrifft jeden Menschen, funktioniert nach Regeln, die oft schwer zu verstehen sind – und kann manchmal ziemlich harte Arbeit sein. Aber nachdem man den Teil hinter sich gelassen hat, in dem die Öffentlichkeit über oberflächliche Dinge abzustimmen scheint, kann es ziemlich interessant werden. Für Global Citizens scheint Bumble genau das Richtige zu sein. 

Haftungsausschluss: Die Ansichten des Autors geben nicht unbedingt die Ansichten von Global Citizen oder unseren Partnern wieder. 

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Ein Beitrag von James Hitchings-Hales