Kinderehen fügen Mädchen rund um die Welt unmenschliches Leid zu. Dagegen kämpft die Organisation Too Young to Wed (TYTW). Gegründet wurde sie 2012 von der Fotojournalistin Stephanie Sinclair. Sie nutzt die Fotografie, um den Einfluss von Kinderehen auf Mädchen weltweit festzuhalten.
Die Idee zu TYTW kam Sinclair nach der Fertigstellung einer Reportage über Frauen und Mädchen in Afghanistan, die sich selbst in Brand gesteckt hatten. Die meisten von ihnen wurden bereits im Kindesalter Opfer einer Zwangsheirat. In Afghanistan werden über 35 Prozent aller Mädchen dazu gezwungen, vor ihrem 18. Lebensjahr zu heiraten.
Als Sinclair erfuhr, wie verbreitet Kinderehen in Gemeinden rund um die Welt sind, entschied sie sich, ihr Leben der Dokumentation und der Sensibilisierung für dieses Thema zu widmen.
Kinderehen gefährden jedes fünfte Mädchen weltweit. Diese kulturelle Praxis bedroht vor allem die Gesundheit und Sicherheit der Mädchen, die oft bereits im Kindesalter dazu gezwungen werden, selbst Kinder zur Welt zu bringen. Die Folgen können lebensgefährliche Komplikationen während der Schwangerschaft und der Geburt sein. Zudem erhalten Kinderbräute oft keinen Zugang zu Bildung, wodurch ihr Risiko steigt, ein Leben in Armut führen zu müssen.
“Jedes Mal, wenn ich ihn sah, versteckte ich mich. Ich habe seinen Anblick gehasst.” Tahani (links im Bild) erinnert sich an die ersten Tage ihrer Ehe mit Majed, bei der sie sechs Jahre und er 25 Jahre alt war. Hier posiert Tahani mit ihrer ehemaligen Mitschülerin Ghada, ebenfalls eine Kinderbraut, in Hajjah im Jemen. Bild: Stephanie Sinclair
Die Fotografie spielt eine wichtige Rolle bei der Mission der Organisation Too Young to Wed, die internationale Aufmerksamkeit auf das Problem von Kinderehen und deren Einfluss auf wehrlose junge Mädchen zu lenken.
“TYTW bietet eine wegweisende investigative Berichterstattung über die Menschenrechtsverletzungen, die Kinderbräuten widerfahren und verstärkt ihre mutigen Stimmen, mit denen sie Entscheidungsträger*innen in der Politik und in Gemeinden zum Handeln auffordern”, sagt Sinclair gegenüber Global Citizen.
“Dementsprechend werden die Mädchen, die TYTW porträtiert, selbst zu starken Akteurinnen eines [gesellschaftlichen] Umbruchs”, fügt sie hinzu. “Diese Berichte aus erster Hand schaffen die Grundlage für einen politischen Wandel und der Bereitstellung weiterer Ressourcen, um die am meisten vernachlässigten und grausamsten Formen von Kinderehen zu bekämpfen.”
In den acht Jahren, in denen Too Young to Wed aktiv ist, konnte die Wohltätigkeitsorganisation bereits viele Menschen rund um den Globus für das Problem der Kinderehen sensibilisieren. So hat TYTW über 9,7 Millionen Menschen mit einer Medienkampagne erreicht, die über Kinderehen in Nepal berichtete.
“Auf persönlicher Ebene konnten unsere Programme etwa 600 Mädchen helfen, darüber hinaus werden es aber noch viele mehr sein”, sagt Sinclair. “Statistiken zeigen, dass jedes Mädchen, das gerettet oder vor einer Kinderehe bewahrt wurde, ihre eigenen Kinder vor einer Heirat in jungen Jahren schützen wird – ein Dominoeffekt, der sich in zukünftigen Generationen fortsetzen wird.”
“Zudem ermutigen unsere Programme Überlebende [von Kinderehen] dazu, sich ihre eigene Geschichte und ihre eigene Stimme zurückzuerobern, wodurch Veränderungen auf kommunaler und nationaler Ebene vorangetrieben werden”, fügt Sinclair hinzu.
Too Young to Wed hat zudem einen Fotoworkshop für Mädchen ins Leben gerufen, die zu Kinderehen gezwungen wurden, um sie in ihrem Heilungsprozess zu unterstützen. Der erste Workshop fand 2016 in Kenia statt. In Zusammenarbeit mit der Samburu Girl Foundation ermöglicht der Tehani Photo Workshop es diesen Mädchen, der Welt aus ihrer Sicht zu zeigen, welchen Einfluss die Kinderehe auf ihr Leben hat.