LONDON, 11. Juli (Thomson Reuters Foundation) - Ein Fotograf wurde am Mittwoch als Held gefeiert, nachdem er einen Mann daran hinderte, ein 15-jähriges Mädchen in der Türkei zu heiraten, wo die Zahl der Kinderehen stetig wächst.
Onur Albayrak, ein türkischer Hochzeitsfotograf, wurde beauftragt, am 5. Juli eine Hochzeit in der osttürkischen Provinz Malatya zu fotografieren.
Doch als er die Braut in Malatyas Turgut Özal Nature Park sah, bemerkte er, dass sie sehr jung war und vor Angst zitterte, berichtet die Hurriyet Daily News, eine große türkische Zeitungen.
Nachdem Albayrak erfahren hatte, dass die Braut erst 15 Jahre alt war, versuchte er die Hochzeit zu stoppen und brach in einem Handgemenge die Nase des Bräutigams.
Auf seiner Facebook-Seite schrieb Albayrak: „Auch Kinderheirat ist Kindesmissbrauch“. Er hoffe, dass ein solcher Vorfall nicht noch einmal passieren würde, fügte er hinzu. Dennoch wurde er für seine Tat gelobt.
Trotz der Tatsache, dass in der Türkei ein Mindestalter von 18 Jahren für die Ehe gilt, werden viele Mädchen vorher verheiratet, sagte Yasmeen Hassan, Geschäftsführer der Kampagne "Equality Now", und nannte den Einsatz des Fotografen als '"unglaublich".
„Sehr oft wollen die Leute aus sozialen Gründen keine Szene machen, deshalb bin ich wirklich froh, dass er es getan hat. Er sollte als Held gefeiert werden, wir brauchen mehr Menschen wie ihn", sagte Hassan der Thomson Reuters Foundation.
„Ich hoffe, die Behörden haben davon Kenntnis genommen und verfolgen den Bräutigam.“
Not all superheroes wear capes, some carry lenses - Turkish photographer beats up client over child bride. https://t.co/Exs4gPhHTL
— Sekadar mengingatkan (@trialogy) July 10, 2018
Nach Angaben der Kinderorganisation der Vereinten Nationen, UNICEF, verzeichnet die Türkei eine der höchsten Raten an Kinderehen in Europa. UNICEF-Zahlen zeigen, dass ein Prozent der Mädchen in der Türkei vor ihrem 15. und 15 Prozent vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet werden.
Kinderheirat wird weltweit gesehen zwar seltener, dennoch werden etwa 12 Millionen Mädchen pro Jahr noch vor der Volljährigkeit verheiratet, oft mit verheerenden Folgen für ihre Gesundheit und Bildung. Das Ende dieser Praxis gehört zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen, die bis 2030 umgesetzt werden sollen.
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Die Organisation “Girls Not Brides“, die gegen die Kinderehe kämpft, sagte, die Krise in Syrien und der Zustrom von Flüchtlingen in die Türkei und andere Nachbarländer hätten zu einem dramatischen Anstieg der Kinderehen geführt.
(Ein Beitrag von Chengfeng Wang and Suyi Ding; Mitarbeit: Emma Batha. Überarbeitet von Belinda Goldsmith @BeeGoldsmith. Bitte die 'Thomson Reuters Foundation' als Quelle angeben, wenn dieser Artikel zitiert/geteilt wird. Die Thomson Reuters Foundation liefert Beiträge über humanitäre Hilfe, Frauenrechte, Menschenhandel, Klimawandel und vieles mehr auf news.trust.org.)