464.000 Menschen weltweit sterben jedes Jahr durch Mord und Totschlag. Das sind weitaus mehr als die 89.000 Menschen, die ihr Leben durch bewaffnete Konflikte verlieren.
Diese Einblicke liefert der UN-Bericht für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), der die Anzahl und die Motivation von Tötungsdelikten für das Jahr 2017 auswertet und im Juli 2019 vorgestellt wurde.
“Die globale Studie zu Tötungsdelikten versucht, über geschlechterspezifische Morde, tödliche Bandengewalt und andere Herausforderungen aufzuklären, um vorbeugende Maßnahmen und Interventionen zur Senkung dieser Mordraten zu unterstützen“, sagte Yury Fedotov, Geschäftsführer der UNODC, in einer Pressemitteilung.
Der Bericht stellt auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern dar. Männer und Jungen sind mit 81 Prozent deutlich häufiger Opfer von Mord und Totschlag – doch sie sind auch deutlich häufiger Täter. Rund 90 Prozent der Tatverdächtigen sind männlich.
Wenn Frauen Opfer von Mord oder Totschlag sind, ist der Grund oft häusliche Gewalt: Rund 50.000 von insgesamt 87.000 der 2017 weltweit getöteten Frauen wurden von ihrem eigenen Partner oder Familienangehörigen umgebracht.
"Viele [der Frauen] werden von ihren aktuellen oder früheren Partnern getötet, aber auch von Vätern, Brüdern, Müttern, Schwestern und anderen Familienmitgliedern wegen ihrer Rolle und ihres Rangs", so der Bericht. Zudem seien die meisten Morde, die Partner oder Ex-Partner an Frauen verübten, meist keine spontanen Taten, sondern stünden am Ende langjähriger Gewaltausübung. Hauptmotive für Morddelikte dieser Art waren laut Bericht Eifersucht und Angst vor einer Trennung.
Von den insgesamt 50.000 weiblichen Opfern häuslicher Gewalt wurden die meisten Todesfälle im weltweiten Vergleich in Asien dokumentiert (20.000), dicht gefolgt von Afrika (19.000). Daran anschließend wurden in Amerika 8.000 Fälle gemeldet, in Europa 3.000 und in Ozeanien 300. Mit einer Mordrate von 3,1 Prozent bei 100.000 Frauen sind Frauen in Afrika jedoch der größten Gefahr ausgesetzt, durch ihre Partner oder Familienangehörige getötet zu werden.
Ungleichheit, Arbeitslosigkeit, politische Instabilität, stereotype Geschlechterrollen und Bandenkriminalität würden Tötungsdelikte begünstigen, so der Bericht. Zudem würde der Besitz von Schusswaffen, Drogen und Alkohol bei diesen Gewaltverbrechen eine entscheidende Rolle spielen.
“Im Rahmen der nachhaltigen Entwicklungsziele haben sich Länder weltweit dazu verpflichtet, jede Form von Gewalt und damit in Verbindung stehende Todesfälle bis 2030 einzudämmen. Dieser Bericht liefert wichtige Beispiele dafür, wie lokale gemeindebasierte Maßnahmen dazu beitragen können, betroffene Gebiete beim Abbau von Gewalt, Bandenbildung und organisierter Kriminalität zu unterstützen“, sagte Fedotov, Geschäftsführer der UNODC.
Der UN-Bericht betont, dass sich Regierungen vor allem auf Rechtsstaatlichkeit, Korruptionsbekämpfung und Investitionen in den sozialen Sektor, einschließlich Bildung, konzentrieren sollten, um Gewaltverbrechen dieser Art in der Welt entgegenzuwirken.