Im November 2017 stand eine Brasilianerin in Mexiko an der Grenze zu Texas. Als sie die amerikanische Grenze überqueren wollte, trennten die Einwanderungsbeamten sie von ihrem 14-jährigen Sohn.
Die Frau sperrte man in eine lokale Einrichtung, ihren Sohn brachten die Beamten in eine Auffanglager in Chicago. Die Beiden waren für mehr als neun Monate getrennt.
Auch wenn es wie ein bürokratischer Fehler wirkt, ist dieser Vorfall mittlerweile zur Norm geworden. Mit der "Null-Toleranz"-Politik für Grenzübertritte, die Präsident Donald Trump im Januar in Kraft setzte, legitimiert er die Trennung von Familien an Amerikas Außengrenzen.
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Das Bild eines weinenden Mädchens aus Honduras wurde zum Sinnbild der Praxis, die sich an mexikanisch-amerikanischen Grenzen täglich abspielt.
„Diese Bilder von weinenden Kindern, die von Müttern und Vätern weggerissen werden, sind furchtbar. Das muss aufhören“, sagte auch Ted Cruz, Senator der Republikaner vor laufender Kamera.
Präsident Trump zeigte sich hingegen bisher unbeeindruckt. „Die Menschen, die kommen, verstoßen gegen das Gesetz. Sie bringen ihre Kinder in Gefahr und ehrlich gesagt, alle unsere Kinder“, so Trump bei einer Pressekonferenz.
Nun fordern die Vereinten Nationen die USA auf, das Vorgehen zu beenden.
Generalsekretär António Guterres hatte bereits vor zwei Tagen einen respektvollen Umgang mit Flüchtlingen und Migranten gefordert, ohne direkt auf die Geschehnisse in den USA einzugehen. „Kinder dürfen nicht durch Trennung von ihren Eltern traumatisiert werden. Die Familieneinheit muss gewahrt werden“, sagte Guterres.
Ravina Shamdasani, Sprecherin der UNO-Menschenrechtsorganisation OHCHR, fand schärfere Worte: „Die USA sollten diese Praxis sofort einstellen. Die Trennung von Familien ist eine willkürliche und rechtswidrige Einmischung in das Familienleben und eine schwere Verletzung der Rechte jedes Kindes."
„Das Interesse des Kindes sollte immer an erster Stelle stehen, auch wenn es um Migrationsmanagement und andere administrative Belange geht", fügte sie hinzu.
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In einer Pressekonferenz am Dienstag pochte Shamdasani darauf, dass es nicht gerechtfertigt sei, Kinder zu inhaftieren. Die USA seien das einzige Land auf der Welt, das die UN-Konvention zum Recht von Kindern nicht ratifiziert hat.
Mexiko hat das Vorgehen der USA scharf kritisiert. Kinder von ihren Eltern an der US-Grenze zu trennen sei grausam, unmenschlich und ein klarer Verstoß gegen die Menschenrechte, sagte Außenminister Luis Videgaray am Dienstag.
Jeden Tag stehen Tausende Einwanderer ohne Papiere an der mexikanisch-amerikanischen Grenze, um Asyl zu beantragen. Viele dieser Migranten werden schnell deportiert oder inhaftiert, ohne dass es ein großes mediales Echo gibt.
Doch die Inhaftierung von Kindern scheint einen Nerv getroffen zu haben. Mehr als 500 Kleinkinder sollen in den vergangenen Monaten durch amerikanische Beamte von ihren Eltern getrennt worden sein. Nun berichten Medien im In- und Ausland davon.
Mehr als 11.200 unbegleitete Minderjährige würden derzeit von der US-Regierung in Haft gehalten, berichtet NBC News. „Es ist nicht normal, Kinder festzuhalten", sagte Shamdasani. „Es ist niemals zum Wohle des Kindes und stellt immer eine Verletzung der Kinderrechte dar.“
Global Citizen setzt sich für den Schutz und die Rechte von Kindern ein. Hier kannst du dich uns anschließen.