Warum das wichtig ist:
In vielen Teilen der Welt mangelt es an elementaren Frauenrechten – dazu gehört auch das Recht auf individuelle Familienplanung und die Aufklärung über sexuelle Gesundheit. Die Global Goals der Vereinten Nationen (UN) wollen das bis 2030 ändern. Werde mit uns aktiv, um die Rechte von Frauen zu stärken.

Auf der diesjährigen Weltbevölkerungskonferenz (ICPD) in Nairobi, Kenia, sagten Führungskräfte aus der ganzen Welt ihre finanzielle oder politische Unterstützung für die Selbstbestimmungsrechte von Frauen zu. Insgesamt kamen über 1.200 konkrete Ankündigungen aus 170 Ländern zustande. Geberländer verpflichteten sich zu Investitionen in Höhe von einer Milliarde US-Dollar. Der Privatsektor sagte zu, insgesamt acht Milliarden US-Dollar mobilisieren zu wollen.

Dieses Geld fließt in den Weltbevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA), der sich für die Bekämpfung von Müttersterblichkeit, geschlechtsspezifischer Gewalt sowie gefährlicher Praktiken wie weiblicher Genitalverstümmelung einsetzt. Zudem soll durch die Arbeit des Fonds sichergestellt werden, dass bis 2030 alle Frauen weltweit Zugang zu Familienplanungsprogrammen erhalten.

Besonders große Unterstützung für die reproduktive und sexuelle Gesundheit von Frauen kam aus Norwegen und Großbritannien: Die Länder sagten 1,2 Milliarden bzw. 750 Millionen US-Dollar für den Zeitraum von 2020 bis 2025 zu. Auch Unternehmen wie Johnson & Johnson sowie die Organisation World Vision und die Ford Stiftung demonstrierten ihr Engagement für die gesundheitliche Versorgung von Frauen und ihr Recht auf Familienplanung.

Auch aus Deutschland gab es Zuspruch – und eine Erhöhung der bisherigen Mittel von 33 Millionen auf 40 Millionen Euro für 2020. Zuvor hatten über 45.095 Global Citizens die Bundesregierung aufgefordert, den Weltbevölkerungsfonds stärker zu unterstützen.

Trotz der finanziellen Aufstockungen von Regierungen, Organisationen und Unternehmen mahnte Dr. Natalia Kanem, Geschäftsführerin des UNFPA, in ihrer Eröffnungsrede an, dass das gemeinsame Ziel einer Welt, in der alle Frauen und Mädchen selbstbestimmte Entscheidungen treffen können, “noch lange nicht erreicht“ sei.

Trotz der erfolgreichen Ausweitung von Familienplanungsdiensten hätten Millionen Frauen noch immer nicht die Möglichkeit, eine Schwangerschaft selbstbestimmt zu planen, sagt Dr. Gifty Addico, Leiterin von UNFPA Supplies, gegenüber Global Citizen.

“232 Millionen Frauen 232 Millionen Frauen möchten frei über ihre Familienplanung entscheiden, doch ihnen fehlt bisher der Zugang zu Verhütungsmitteln. Wenn wir dies bis 2030 ändern möchten, müssen wir bis dahin noch wesentlich höhere Investitionen treffen“, sagte sie.

Wie hoch diese Investitionen genau ausfallen müssen, zeigen die Auswertungen einer neuen Studie des UNFPA in Kooperation mit der Johns Hopkins Universität. Demzufolge würden in den kommenden zehn Jahren Gelder in Höhe von 264 Milliarden US-Dollar benötigt.

Laut UNFPA könne bis 2030 mit 42 Milliarden US-Dollar aus der Entwicklungszusammenarbeit gerechnet werden – übrig bliebe eine Finanzierungslücke von 222 Milliarden. Ohne die Bereitstellung dieser Gelder würde die Umsetzung des diesjährigen Mottos der ICPD der drei Nullen – 0 Menschen ohne Zugang zu Verhütungsmitteln, 0 Prozent Müttersterblichkeit und 0 Fälle geschlechterspezifischer Gewalt – bis 2030 nicht erreicht werden.

Die Ziele der Weltbevölkerungskonferenz, Frauen Zugang zu Verhütungsmitteln und Familienplanung bereitzustellen, wurden von einigen Menschen und Gruppen kritisiert.

Zum Auftakt der ICPD organisierten Kritiker*innen in Nairobi Demonstrationen. In einer Online-Petition sammelten die Organisator*innen Berichten zufolge 100.000 Unterschriften für ihre Aufforderung an die kenianische Regierung, den Aktionsplan der ICPD zurückzuweisen.
Einige religiöse Wortführer*innen lehnten die Konferenz ebenfalls ab. Die römische katholische Kirche verweigerte ihre Teilnahme an der ICPD aufgrund der Schwerpunktverlagerung zugunsten der reproduktiven Rechte von Frauen.

Sandeep Prasad, Geschäftsführer der kanadischen Wohltätigkeitsorganisation für sexuelle  Gesundheit “Action Canada for Sexual Health and Rights”, reagierte umgehend auf die Kritik: “Trotz der Erfolge, die wir [bei der Verbesserung der Gesundheit von Frauen und Mädchen] erreicht haben, bleiben diese Erfolge hart umstritten. Und ich sage umstritten und nicht kontrovers, denn die Kontroversität wurde konstruiert. Es gibt nichts kontroverses daran, die Kontrolle über unseren eigenen Körper zu haben.“

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Trotz neuer finanzieller Zusagen fehlen 222 Milliarden US-Dollar für die Gesundheit von Frauen weltweit

Ein Beitrag von Pia Gralki  und  Jacky Habib