Warum das wichtig ist:
Der menschengemachte Klimawandel bedroht das Leben auf der Erde. Deshalb setzten sich junge Aktivist*innen wie Vanessa Nakate für den Klimaschutz weltweit ein. Werde auch du hier und jetzt aktiv, damit die Weltgemeinschaft unseren Planeten schützt.

Wie sehr ein Land zum Klimawandel beiträgt, hat nichts mit seiner Bevölkerungszahl zu tun.

Die 54 Länder Afrikas sind das beste Beispiel dafür: Obwohl der Kontinent 22 Prozent der gesamten Landfläche der Erde einnimmt und knapp 1,3 Milliarden Menschen beheimatet, trägt er gerade mal mit zwei bis drei Prozent zu den weltweiten CO2-Emissionen bei.

Dennoch leidet der Kontinent weltweit am meisten unter den Auswirkungen des Klimawandels. Von Wetterextremen wie Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürmen bis hin zu humanitären Krisen wie Hungersnöten sind viele Bevölkerungen Afrikas betroffen. Die Situation wird immer ernster und erfordert sofortiges Handeln im Klimaschutz.

Genau aus diesem Grund wurde die 23-Jährige Vanessa Nakate aus Uganda zur Klimaaktivistin. Ihren Protest begann sie in der ugandischen Hauptstadt Kampala, um über die Ausmaße des Klimawandels in Afrika und in der Welt aufzuklären.

International bekannt wurde Nakate allerdings zunächst nicht für ihre Verdienste im Klimaschutz, sondern, weil die Nachrichtenagentur AP sie als einzige Person of Color aus einem Foto mit anderen Klimaktivistinnen entfernte. Das Foto wurde beim Weltwirtschaftsforum in Davos, Schweiz, aufgenommen.

Für die Aktivistin stand dieser Vorfall für eine verbreitete Form von systematischem Rassismus. Sie entschied sich dazu, sich zu wehren.

Das hier ist Nakates Geschichte.


Als Heranwachsende wurde mir weder etwas über die Auswirkungen oder die Zusammenhänge des Klimas beigebracht, noch, dass der Klimawandel bereits im Gange ist.

Allerdings war mein Vater Vorsitzender des Rotary Clubs in Bugolobi, Kampala. Seine Arbeit an dem Projekt “Green Mission“, bei dem unsere und andere Gemeinden in Uganda Bäume pflanzten, inspirierte mich dazu, Teil des Wandels werden zu wollen.



2018 begann ich, mich mit dem Klimawandel und seinen Ursachen, seiner Wirkung und der Bekämpfung der Katastrophen, die er nach sich zieht, auseinanderzusetzen.

Im Januar 2019 wurde ich aktiv, weil ich erkannte, dass die Umwelt unser Leben ist und unsere Existenz stark von ihr abhängt. Denn wenn die Umwelt nicht gesund ist, können wir Menschen nicht überleben.

Die Natur tut alles für uns. Im Gegenzug erwartet sie von uns nur, dass wir uns um sie kümmern

Wenn wir zum Beispiel unsere Bäume fällen, wird es irgendwann keine mehr geben, um Kohlenstoffdioxid zu speichern, was wiederum eines der Treibhausgase ist, das zur globalen Erwärmung beiträgt. Somit sind die Überschwemmungen, die wir zur Zeit beobachten, eine der Folgen unseres Umgangs mit der Umwelt.

Ich will Bewusstsein dafür schaffen, dass die Natur unser Erbe ist. Das müssen wir schützen – oder mit Konsequenzen rechnen. Deshalb sollten wir lieber jetzt handeln und nicht dabei zusehen, wie immer mehr Menschen dem Klimawandel zum Opfer fallen.

Das Kongobecken ist der zweitgrößte Regenwald der Erde, mit einer unglaublichen Artenvielfalt von über 10.000 verschiedenen Pflanzenarten und 1.000 Vogelarten. Zudem ist dies der einzige Ort der Welt, an dem das Okapi – auch Waldgiraffe genannt – vorkommt.

Dieser Wald, der sich über die Demokratische Republik Kongo, sowie zum Teil über Gabun, die Republik Kongo, Kamerun, die Zentralafrikanische Republik und Äquatorialguinea erstreckt, repräsentiert ganz Afrika und hält die Natur des gesamten Kontinents zusammen.

Obwohl das Kongobecken das zweitgrößte tropische Urwaldgebiet der Welt ist, weiß nicht jeder, dass es existiert. Als es 2019 zu Großbränden kam, habe ich nach Möglichkeiten gesucht, die Welt und vor allem Afrika auf den Wald aufmerksam zu machen.

Ich wollte Menschen über ihn aufklären, denn wie können wir die Zerstörung von etwas bekämpfen, von dem wir nicht einmal wissen, was es genau bedeutet?

Das war der Beginn meiner Proteste, bei denen ich anfangs meist die einzige Teilnehmerin war. Das ist nun knapp ein Jahr her. Ich protestierte an vielen verschiedenen Orten Kampalas, in den Straßen, Einkaufszentren und vor Tankstellen.

Zudem habe eine Demonstration vor dem Parlament abgehalten und konzentrierte mich auf öffentliche Plätze, um möglichst viele Menschen zu erreichen und ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Zunächst reagierten viele Passant*innen sehr negativ auf mich. Sie sagten mir, ich würde meine Zeit verschwenden und dass niemand auf mich hören würde.



Es hat etwas verstörendes, wenn Menschen glauben, dass Klimaaktivismus Zeitverschwendung sei.

Wir müssen unsere Mitmenschen über die Klimakrise aufklären und ihnen die Wahrheit erzählen, die sie nicht hören wollen.

Wir müssen ihnen sagen, dass der Klimawandel real und eine Gefahr für uns alle ist.

Durch die Großfeuer im Kongobecken müssen Menschen wissen, dass wir den Regenwald zum Leben brauchen, denn dieser Wald ist die Lunge Afrikas. Über 80 Millionen Menschen leben in Zentralafrika und sind stark vom Regenwald anhängig.

Neben der entscheidenden Rolle, die der Regenwald für die CO2-Speicherung und Sauerstoffproduktion spielt, beheimatet er zudem den Schwarzen Stummelaffen und damit eine der gefährdetsten Affenarten der Welt. Wenn wir den Wald verlieren, verlieren wir auch Tierarten wie diese.

Ein weiterer Grund, warum ich mich für das Kongobecken einsetze, ist, weil Expert*innen davon ausgehen, dass der Wald bis 2100 verschwunden sein könnte, wenn wir ihn nicht jetzt schützen. Zwar mag es von Zeit zu Zeit zu Bränden in Regenwäldern kommen, aber den Großteil dieser Brände haben Menschen verursacht.

Zudem wird der Regenwald zusätzlich durch menschliche Aktivitäten wie den Bergbau, den Straßenbau und Rodungen bedroht.

Wenn diese Eingriffe nicht gestoppt werden, könnte das zum Verschwinden des Waldes führen – mit verheerenden Folgen für Afrika und die gesamte Welt, denn er ist eine der größten CO2-Senken, die wir haben.

Ich möchte, dass die Welt den größten Regenwald Afrikas kennt. Ich will erreichen, dass die Medien über die Gefahren, denen der Wald aussetzt ist, berichten und betonen, dass das Kongobecken sich in einem Klimanotstand befindet. Ich möchte, dass afrikanische Führungskräfte darauf reagieren und sich mir anschließen, und so schnell wie möglich aktiv werden.

Bisher hat noch kein einziges afrikanischen Land den Klimanotstand ausgerufen. Ich brauche afrikanische Regierungen, die uns dabei helfen, unsere Wälder und unsere Umwelt zu schützen. Wir, das Volk und unsere Führungskräfte, müssen sofort handeln, um die Klimakrise aufzuhalten.

Kein*e einzige*r Regierungssprecher*in Afrikas hat sich bisher mit mir in Verbindung gesetzt. Dennoch werde ich nicht aufhören. Ich werde meine Stimme und die anderer Klimaaktivist*innen in Afrika weiterhin verbreiten.

Im Dezember 2019 wurde ich von Greenpeace International zum Klimagipfel der UN (COP25) nach Madrid eingeladen. Hier habe ich Klimaaktivist*innen aus der ganzen Welt kennengelernt und an verschiedenen Demonstrationen teilgenommen, um Druck auf Regierungen auszuüben, sich für den Klimaschutz einzusetzen. Weitere Aktivist*innen protestierten auf der Bühne und hinderten Duncan van Bergen, den stellvertretenden Generaldirektor von Shell, an seiner Rede.

Zudem war ich im Januar beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos, wo ich mit anderen Klimaaktivist*innen aus Ländern wie China, Brasilien und Grönland in Zelten vor der Konferenz kampierte, um ein Zeichen an die anwesenden Regierungschefs zu senden.

Wir wollten ihnen damit zeigen, dass auch sie unangenehme Entscheidung eingehen müssen, wie beispielsweise aus der fossilen Energie auszusteigen, weil diese der Umwelt schaden.

2020 ist ein großes Jahr. Meine Plattform ist stark gewachsen und ich erreiche immer mehr Menschen. Ich hoffe, dass ich andere afrikanische Aktivist*innen darin bestärken kann, ihre eigenen Geschichten zu erzählen, ihre Erfahrungen zu teilen und Lösungen für den Klimawandel zu verbreiten. Aktivist*innen in Afrika werden weiterhin für den Klimaschutz einstehen.

Heute nehmen mehr Menschen und Aktivist*innen an den Protesten teil, als jemals zuvor. Meine Bewegung “Rise Up“ ist mittlerweile in über zehn Ländern Afrikas aktiv.

Als ich mich am 4. Februar für einen Protest nach Kampala auf den Weg machte, warteten bereits andere Menschen vor Ort, um sich mir anzuschließen. Immer mehr Menschen werden Teil der Bewegung und sind bereit, sich für den Klimaschutz stark zu machen.

Das ist einfach nur großartig!

In My Own Words

Umwelt schützen

Klimaaktivistin Vanessa Nakate kämpft für den Erhalt des Regenwalds im Kongobecken

Ein Beitrag von Lerato Mogoatlhe