Bei diesen News fällt uns ein großer Stein vom Herzen: Nach einer langen und lebhaften Diskussion hat der südöstliche australische Bundesstaat Victoria ein Gesetz namens “Change or Suppression (Conversion) Practices Prohibition Bill“ verabschiedet, wie die australische Nachrichtenplattform SBS News berichtet. Das Gesetz verbietet jede Therapie oder Behandlung, die darauf abzielt, die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität eines Menschen zu verändern oder zu unterdrücken. Bei Verstößen drohen hohe Geld- und Freiheitsstrafen.
Bei der pseudowissenschaftlichen Praxis werden beispielsweise Elektroschocks, Zwangsisolation, Nahrungsentzug, Hypnose, Hormon-, Aversions- und Gesprächstherapien eingesetzt.
Konversionstherapien verschärfen nicht nur Stereotype gegenüber der LGBTQ+-Community und erhöhen das Risiko für Diskriminierung. Sie führen auch zu Armut, Obdachlosigkeit und im schlimmsten Fall zu Selbstmord.
Konversionstherapie ist immer noch sehr wei verbreitet in Australien
Ein Bericht aus dem Jahr 2018 zeigt, dass die Konversionstherapie noch immer angewandt wird. Die Praxis ist nach wie vor “ein echtes Problem in australischen Religionsgemeinschaften“, wie Gay and Lesbian Health Victoria herausfand. Mindestens zehn Organisationen in ganz Australien und Neuseeland werben aktiv für die Behandlung.
Mit dem neuen Gesetz erhält die Kommission für Chancengleichheit und Menschenrechte in Victoria (Hauptstadt Melbourne) nun die Möglichkeit, entsprechende Fälle anzuzeigen. Und das beschränkt sich nicht nur auf den Bundesstaat selbst: Wer das Gesetz umgeht, etwa durch die Behandlung von Menschen außerhalb der Region, dem drohen Geldstrafen von bis zu 10.000 Australische Dollar (rund 6.500 Euro) und eine strafrechtliche Verfolgung.
“Ziel des Gesetzes ist, dass sich alle Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität, in Victoria willkommen und wertgeschätzt fühlen und dass sie ein stolzes, würdevolles Leben führen können“, heißt es in der Gesetzesänderung.
“Mit diesem Gesetz verdeutlicht das Parlament, dass die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität einer Person weder kaputt ist noch repariert werden muss. Die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität ist keine Störung, Krankheit, kein Leiden, Mangel oder Defizit.“
Das neue Gesetz bestärkt LGBTQ+-Menschen
Anna Brown, Chefin von Equality Australia, sagt, dass das neue Gesetz eine wichtige Nachricht beinhaltet: “Es sendet die starke Botschaft, dass LGBTQ+- Menschen genau so wie sie sind, vollkommen sind. Es bietet wirkungsvolle Maßnahmen, um gegen diese unglaublich schädlichen Praktiken vorzugehen, die LGBTQ+-Menschen in ganz Victoria viel zu lange ertragen mussten.”
“Die neue Gesetzgebung bietet eine Reihe verschiedener Möglichkeiten, um jegliche Schäden zu verhindern und die Täter vor Gericht zu bringen – von außergerichtlichen Einigungen, Untersuchungen und Vollzügen durch die Gleichstellungskommission bis hin zu strafrechtlichen Sanktionen für schwere Verletzungen“, fügt sie hinzu.
Aktivist*innen haben das Gesetz, das in zwölf Monaten in Kraft treten wird, dafür gelobt, dass es im Vergleich zu den Regelungen in Queensland und dem Australischen Hauptstadtterritorium weitreichender wirkt. Dort sind entweder nur Therapien im Bereich des Gesundheitswesens, nicht aber im Bereich von Religionsgemeinschaften verboten oder lediglich solche, die auf die Veränderung der sexuellen Orientierung und Identität abzielen – nicht aber auf deren Unterdrückung.
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