Essen ist wie das Wetter - immer gut für ein Gesprächsthema. Und Stoff für Gespräche rund um's Essen gab es vor allem vorletztes Wochenende, als der Papst eine Einladung des amerikanisches Kongress zu einem schicken Abendessen ablehnte, und stattdessen mit Obdachlosen in Washington D.C. zu Abend aß (nachdem er übrigens der erste Papst in der Geschichte war, der eine Rede vor dem Kongress hielt).
Aber das allein hat nicht für den Gesprächsstoff gesorgt, sondern die Tatsache, dass im Rahmen der UN Generalversammlung am 27. September zwei Chefköche für das Mittagessen der über 30 hochrangigen Staats- und Regierungschefs ein Menü aus Lebensmittel gezaubert, die eigentlich für die Abfalltonne bestimmt waren.
Landfill salad? Eco-friendly menu at high-level working lunch on climate change included dishes made from food waste pic.twitter.com/zSJZF6iG8i
— UN Spokesperson (@UN_Spokesperson) September 27, 2015
Chefkoch Dan Barber, Besitzer des New Yorker Restaurants Blue Hill --eins der ersten “farm to table” Restaurants in New York-- und Sam Kass, der als 'Senior Policy Advisor for Nutrition Policy' im Weißen Haus fungiert, haben sich zusammen getan um ein eindrucksvollen Menu aus Lebensmitteln zusammenzustellen, die nach 'Standardprozessen' in Amerika für untauglich aussortiert worden wären.
Und besagtes Mittagessen präsentierte 'typisch' amerikanische Küche. Burger aus dem Mus von zermatschten Gemüse, dass ansonsten niemals auf den Tellern der berühmten Politikern gelandet wäre. Einen Salat mit dem bezeichnenden Namen 'Müllhalde Salat', bestehend aus Birnen, Äpfeln und Kopfsalat, die allesamt dötschige und natürliche Druckstellen hatten.
Dieses Mittagessen war also 'in aller Munde'. Was gut ist, denn vor allem in den USA landen 33 bis 40% aller verzehrbaren Lebensmittel in der Tonne. In Zahlen ausgedrückt: ganze 165 Milliarden US Dollar werden verschwendet, weil einige Lebensmittel nicht dem Idealbild entsprechend. Was da heißt: leichte Druckstellen, dunkle Stellen oder eine nicht perfekte Krümmung gelten schon als 'aussortiert'. Studien des 'National Resource Defense Councils' haben ergeben, dass würde diese Situation in die Lebensmittelhilfe übertragen, man sage und schreibe rund 25 Millionen Menschen damit ernähren könnte. 25 Millionen! Bitte einmal über diese Zahl nachdenken.
Hinzu kommt, dass der Klimawandel eng mit unser aller Lebensmittelverschwendung zusammenhängt: 3,3 Milliarden Tonnen Karbon werden jedes Jahr dafür in die Luft geschleudert.
Ich persönliche finde, dass dieses außergewöhnliche Menü von Barber und Kass der perfekte Einstieg in die Diskussion mit Führungspersönlichkeiten wie Ban Ki-Moon oder aber François Hollande war, um das überbordende Problem der Lebensmittelverschwendung mal medienwirksam 'auf den Tisch' zu bringen. Denn sind wir doch mal ehrlich, wir alle haben diese Vorstellung, dass die Reichen und Mächtigen sich nur das Beste vom Besten aussuchen. Aber spätestens jetzt sollte klar sein: auch wenn Staats- und Regierungschefs sich der Thematik annehmen müssen um entsprechende Mechanismen und Gesetzgebungen in die Wege zu leiten, so müssen wir uns alle an die Nase fassen! Denn wir sind nicht besser, oder präziser gesagt: wir sind genauso schlimm. All die Zahlen die ich angeführt habe, sind nicht auf irgendwelche mega-reichen Individuen zurück zu führen, sondern diese Zahlen an verschwendeten Lebensmitteln haben wir alle zu verantworten!
Was haltet ihr also von der Idee, mal eure eigene #HungerFree Dinner Party zu geben und all die Lebensmittel zu verkochen, die ihr sonst in den Müll geworfen hättet? Okay, um das an dieser Stelle mal klar zu stellen: ich sage nicht, dass ihr abgelaufene oder verschimmelte Lebensmittel essen solltet! (Finger weg davon, so etwas gehört auf jeden Fall in den Müll). Aber diese Tomaten zum Beispiel, die so ein bisschen weich sind, müssen die echt weg? Das Brot ist bisschen hart, kann man das vielleicht anderweitig verwenden? Und die überreifen Bananen sind doch ideal für einen selbstgemachten Smoothie.
Die Möglichkeiten sind vielfältig und ich bin mir sicher, wir alle haben den Verstand, uns mit dem Inhalt unseres Kühlschrankes mal genau auseinanderzusetzen. Ihr werdet überrascht sein, ich verspreche es!