Muzalema Mwanza kennt die Schwächen der Gesundheitsversorgung in ihrer Heimat Sambia, Afrika, nur zu gut.
Als Mwanza 2017 zum ersten Mal schwanger wurde, erfuhr sie die Herausforderungen, denen Frauen in ländlichen Gebieten ausgesetzt sind, am eigenen Körper. Ihre Suche nach einer Schwangerschaftsvorsorge gestaltete sich schwierig.
Zudem wurden viele schwangere Frauen, mit denen sie sprach, von einer sicheren Entbindung in Krankenhäusern abgehalten, da sie nicht über die nötigen medizinische Gegenstände wie Skalpelle oder Handschuhe verfügten.
Dadurch seien laut Mwanza betroffene Frauen oft dazu gezwungen, "auf alternative und gefährliche Methoden zurückzugreifen und traditionelle Geburtshelfer*innen zu nutzen, was zu hohen Neugeborenen- und Müttersterblichkeitsraten" führen würde.
Tatsächlich sterben in Sambia 470 von 100.000 Frauen während der Entbindung. 22 Prozent aller Neugeborenen stirbt während der Geburt. Von diesen Todesfällen werden 30 Prozent von Komplikationen verursacht, die längst vermeidbar sind.
In ländlichen Regionen wird die Mütter- und Kindersterblichkeit durch den Mangel an grundlegenden Ressourcen verstärkt.
"Als ich schwanger war, stellte ich mit Bestürzung fest, dass schwangere Frauen in Sambia und in den meisten Teilen Subsahara-Afrikas ihr eigenes Geburtsmaterial mitbringen müssen und eine Liste mit obligatorischen Dingen erhalten, die sie für die Entbindung brauchen, weil das Krankenhaus sie aufgrund der maroden Gesundheitssysteme nicht selbst stellen kann", sagt Mwanza gegenüber Global Citizen.
Auf der Liste stehen Dinge wie sterile Handschuhe, ein Skalpell, Desinfektionsmittel, Nabelschnurklemmen, Watte und Damenbinden. Mwanza musste zehn Einkaufstouren machen, um ihre Krankenhaustasche zu vervollständigen. Für viele Frauen scheitert dieses Vorhaben bereits am fehlenden Geld.
"Dieser Missstand motivierte mich, mich gegen ein System zu wehren, das extreme Armut zulässt und in dem es sich die meisten Frauen nicht leisten können, die benötigten Gegenstände zu kaufen, um in einer öffentlichen Klinik zu entbinden", sagt sie.
Mwanza musste nicht lange nach einer geeigneten Möglichkeiten suchen, um sich zur Wehr zu setzen: Sie gründete ihre eigene gemeinnützige Organisation, die Safe Motherhood Alliance. Die Gesundheitsinitiative stellt werdenden Müttern das Geburtsmaterial zur Verfügung, das sie brauchen – auch für sichere Entbindungen zu Hause.
Jedes Kit enthält zudem ein steriles Einweg-Entbindungsbett und eine Wickeldecke. Die Hilfe-Sets werden auch an Entbindungskliniken, Universitätskliniken, Gesundheitsorganisationen für Mütter und Kinder und an traditionelle Geburtshelferinnen geliefert. Bis heute hat die Safe Motherhood Alliance 10.000 Hilfe-Sets verteilt und 50 Geburtshelferinnen geschult.
Mwanza hat sich das langfristige Ziel gesetzt, mit ihrer Organisation über 20 Millionen schwangere Frauen in Subsahara-Afrika vor tödlichen Infektionen zu schützen. Ihre Safe Motherhood Alliance tut daher alles, um werdende Mütter und medizinisches Personal bei der sicheren Entbindung zu unterstützen und Neugeborenen einen gesunden Start ins Leben zu ermöglichen.
Dadurch rettet Mwanza mit ihrer Initiative Leben – und trägt gleichzeitig zur wirtschaftlichen Stärkung von Frauen bei.
"Wir bekämpfen Armut, indem wir Frauen mit sicheren Gesundheitsprodukten versorgen und das Gesundheitspersonal an vorderster Front aus- und weiterbilden", so Mwanza. Bei der Safe Motherhood Alliance werden Geburtshelfer*innen zusätzlich im Verkauf und in der Aufklärung geschult und agieren so auch als Vermittlerinnen für die Hilfe-Sets.
Geboren und aufgewachsen im Distrikt Siavonga in der Südprovinz Sambias, hat sich Mwanza schon immer leidenschaftlich für soziale Gerechtigkeit und soziales Unternehmertum eingesetzt. Nun wurde sie für ihre Verdienste mit dem Waislitz Global Citizen Award ausgezeichnet. Der Preis wird an Menschen verliehen, die außergewöhnliche Gemeindearbeit leisten. Gerade in Zeiten von COVID-19 ist der Einsatz von Mwanza Organisation wichtiger denn je geworden.
Da es in Sambia während der Pandemie zu einem an Gesundheitspersonal sowie medizinischer Schutzausrüstung mangelt und Ausgangssperren verhängt wurden, konnten schwangere Frauen nur eingeschränkt das Haus verlassen. Hinzu kam, dass es Hebammen und Geburtshelferinnen ebenfalls an COVID-19-Schutzausrüstung fehlte, um ihre wichtige Arbeit fortsetzen zu können.
Daher begann die Safe Motherhood Alliance mit der Herstellung von Gesichtsmasken und Gesichtsvisieren – und zwar mit Hilfe von 3D–Druckern. Dadurch konnte die Versorgung werdender Mütter sichergestellt und gleichzeitig das Infektionsrisiko gesenkt werden.
Mwanza sagt, dass der Gewinn des Waislitz Global Citizen Awards ihre Organisation bei der weiteren Bewältigung der COVID-19-Pandemie enorm unterstützen wird. Bereits jetzt konnte die Safe Motherhood Alliance über 50.000 schwangeren Frauen eine sichere Geburt während der Pandemie ermöglichen.
"Ich setze mich leidenschaftlich für das Recht auf Gesundheit von Frauen ein, weil ich glaube, dass Frauen in benachteiligten Gemeinden mit einer verbesserten Gesundheit letztlich mehr Zeit, Geld und Möglichkeiten haben, sich selbst und ihre Familien aus der Armut zu befreien", sagt Mwanza. "Ich suche immer nach neuen Möglichkeiten, durch die wirtschaftliche Stärkung von Frauen dazu beizutragen, Armut zu beenden.”