„Wenn einer hungert, dann ist das eine Schande für alle“, sagt ein afrikanisches Sprichwort. Martin Jäger, Staatssekretär des Bundesministeriums für internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), trug dieses Sprichwort in Berlin vor, wo der Welthunger Index 2018 am 11. Oktober vorgestellt wurde. Und er fügte hinzu: Es sei die Verantwortung von uns allen, entschlossen zu handeln, damit kein Mensch mehr hungern muss.
Leider sind wir von diesem Ziel noch weit entfernt. Denn die neusten Auswertungen verheißen nichts Gutes. Zu diesem Ergebnis kommt der diesjährige Welthunger-Index, der die Ernährungssituation in 119 Staaten untersuchte. Zwar habe sich die Gesamtsituation in den vergangenen Jahren verbessert, sogar die Kindersterblichkeit habe sich seit 2000 halbiert. Doch während es in Ländern wie Angola, Ruanda, Äthiopien und Myanmar Verbesserungen gibt, sind die Menschen in der Zentralafrikanischen Republik, im Jemen, im Tschad, in Haiti und weiteren Ländern akut vom Hunger bedroht.
Dabei sah es zu Beginn dieses Jahrhunderts noch deutlich besser aus: Seit 2000 ging der Hunger in der Welt kontinuierlich zurück.
Doch besonders Bürgerkriege, Krisen und Vertreibungen von Minderheiten sind dafür verantwortlich, dass die Zahl der Hungernden wieder stieg.
Auch deshalb trägt der diesjährige Welthunger-Index den Untertitel “Flucht, Vertreibung und Hunger”. Bärbel Dieckmann, Direktorin der Welthungerhilfe, wies bei der Veröffentlichung des Berichts in Berlin darauf hin, dass weltweit mehr unternommen werden müsse, um den hungernden Menschen zu helfen. "Die Mehrzahl der Flüchtlinge bleibt in ihrer Heimatregion und braucht dort auch Unterstützung", so Diekmann. Die selbst oft armen Aufnahmeländer wie etwa Jordanien, Uganda und Libanon benötigten mehr internationale Solidarität.
Dabei reiche es nicht, akute humanitäre Hilfe zu leisten. Auch Entwicklungszusammenarbeit und ein energischer politischer Wille seien nötig, um Konflikte und Kriege zu beenden und so die Ursachen von Hunger zu reduzieren.
Die Vereinten Nationen haben sich 2015 im Rahmen der nachhaltigen Entwicklungsziele zum Ziel gesetzt, bis 2030 den Hunger in der Welt zu beenden. Derzeit haben Experten jedoch erhebliche Bedenken, ob dieses Ziel noch erreicht werden kann. Dabei hätten Politiker den Segen zum Handeln: Glaubt man einer Studie, die die Welthungerhilfe kürzlich in Auftrag gegeben hat, befürworten 84 Prozent der Deutschen die Entwicklungszusammenarbeit.