Wir schreiben das Jahr 2019 und noch immer hungern 822 Millionen Menschen. Jeder Mensch, der hungert, ist einer zu viel. Und das schlimmste an diesen Zahlen: Sie steigen.
Seit einigen Jahren lässt sich beobachten, dass die Zahl der hungernden Menschen zunimmt. Damit entfernen wir uns immer weiter von dem Ziel, bis 2030 in einer Welt ohne Hunger zu leben.
Der jährlich erscheinende Welthunger-Index (WHI) berechnet jedes Jahr die Ernährungslage in 117 Ländern der Welt – und belegt die herben Rückschläge, die wir im Kampf gegen den Hunger machen.
Im Jemen, Libanon, der Zentralafrikanischen Republik und in Venezuela ist der WHI-Wert heute höher als im Jahr 2000.
Konflikte und Kriege, aber auch der Klimawandel tragen dazu bei, dass sich die Ernährungslage in den Ländern verschlechtert, die ohnehin von Hunger und Armut betroffen sind.
“Die Verantwortung für den Klimawandel und seine Folgen sind sehr ungerecht verteilt”, sagt Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe. “Die Menschen, die ihn am wenigsten verursacht haben, leiden am stärksten unter den Auswirkungen. Dürren, Überschwemmungen und Stürme haben dort verheerende Folgen. Für die Menschen in besonders betroffenen Regionen geht es dabei ums Überleben. Frauen und Kinder sind die größten Leidtragenden. Sie brauchen unsere finanzielle Unterstützung und Solidarität.”
Zwar ist der Hunger in der Welt seit 2000 um 31 Prozent gefallen, doch seit 2015 sind die Zahlen gestiegen – von 785 auf 822 Millionen Menschen. Zudem sind die Fortschritte insgesamt viel zu langsam, um das Ziel der Vereinten Nationen zu erreichen, bis 2030 in einer Welt ohne Hunger zu leben. Wenn der Rückgang in dem Tempo der vergangenen Jahre weitergeht, werden 45 Länder den Hunger nicht bis zum Jahr 2030 besiegen können.
Der WHI-Wert setzt sich aus vier Indikatoren zusammen: Dem prozentualen Anteil unterernährter Menschen in einer Bevölkerung, dem Untergewicht, den Wachstumsverzögerungen und aus der Kindersterblichkeit von unter Fünfjährigen. Anhand der Ergebnisse werden die Länder anschließend mit einer fünfstufigen Skala von “niedrigem” bis “gravierendem” Hunger eingestuft.
Dem WHI 2019 zufolge ist von den Ländern, zu denen Daten vorliegen, die Zentralafrikanische Republik am stärksten von Hunger betroffen. Es ist das einzige Land, in dem die Lage als “gravierend” eingestuft wurde. Vier weitere Länder – Tschad, Madagaskar, Jemen und Sambia – weisen eine sehr ernste Hungersituation auf.
Für manche Länder konnten keine WHI-Werte berechnet werden, da entscheidende Daten nicht zugänglich waren. In neun dieser Länder – Burundi, Komoren, Demokratische Republik Kongo, Eritrea, Libyen, Papua-Neuguinea, Somalia, Südsudan und Syrien – gibt die Hungersituation allerdings Anlass zu großer Besorgnis.