Wenn man sich die Geschichte der Klimakrise ansieht, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Das Thema ist nicht neu – die Welt hatte genug Zeit, um die apokalyptischen Szenen von Bränden und Aschewolken zu vermeiden, die derzeit in der Türkei, Griechenland, China und den USA zu sehen sind.
Von ersten Wissenschaftler*innen, die 1965 den damaligen US-Präsidenten Lyndon Johnson vor steigenden Temperaturen warnten, bis hin zu einem ungenügenden Vertrag im Jahr 1997, in dem sich Regierungen zur Treibhausgasreduzierung verpflichteten – Staats- und Regierungschef*innen hatten definitiv Gelegenheit, rechtzeitig zu handeln. Doch die wurde nicht genutzt.
Was ist also so neu an der COP26? Der Klimagipfel, den die britische und die italienische Regierung im November gemeinsam in Glasgow veranstalten, gilt als eine der letzten Chancen der Menschheit, die Erderwärmung zu bremsen. Doch inwiefern ist er anders als alle vorigen – und warum ist er angeblich so wichtig?
Das Gipfeltreffen gilt als der größte klimapolitische Moment seit dem Pariser Abkommen auf der COP21 im Jahr 2015. In dem Vertrag einigten sich 196 Länder darauf, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen, vorzugsweise auf unter 1,5 Grad. Es ist höchste Zeit für einen erneuten, ähnlich weitreichenden Klimagipfel.
Nachfolgend kannst du lesen, was es über die COP26 zu wissen gilt – und warum wir an einem Punkt angekommen sind, an dem sich die Welt ein Scheitern einfach nicht leisten kann.
3 wichtige Fakten über die COP26:
- Bis zu 200 Staats- und Regierungschef*innen aus aller Welt und schätzungsweise 36.000 Delegierte könnten teilnehmen.
- Das Hauptziel der COP26 besteht darin, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu reduzieren und auf diesem Level zu halten – andernfalls wären die ökologischen Folgen katastrophal.
- Es bleiben nur noch neun Jahre, um die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise zu begrenzen, bevor der Schaden nicht mehr aufzuhalten ist.
Was ist die COP26?
Bei der COP26 handelt es sich um einen jährlichen Klimagipfel, der von der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) einberufen wird, einem Klimagremium der UN.
COP steht für Conference of the Parties (Konferenz der Vertragsparteien) – also eine Zusammenkunft mehrerer Länder. 2021 findet die Konferenz zum 26. Mal statt, folglich: COP26.
Länder aus verschiedenen Regionen der Welt sind abwechselnd Gastgeber des Gipfels. Dieses Mal haben sich das Vereinigte Königreich und Italien zusammengetan, um den Zuschlag zu erhalten. Das bedeutet, dass sie die COP26 ausrichten und die Veranstaltung organisieren werden. Dieses Mal wird der Gipfel in Glasgow, Schottland, stattfinden, nachdem er wegen der COVID-19-Pandemie von November 2020 auf diesen Herbst verschoben wurde.
Die COP26 wird zwölf Tage dauern, vom 31. Oktober bis zum 12. November. Die wichtigsten Themen sind etwa Netto-Null-Emissionsziele, die Unterstützung von der Klimakrise betroffener Bevölkerungsgruppen und die Frage, wie das alles bezahlt werden soll.
Warum ist der Zeitpunkt der COP26 so wichtig?
Mitte August bestätigte der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) mit einem bahnbrechenden Bericht, dass ein Temperaturanstieg von mehr als 1,5 Grad ohne radikale Reduzierung der Kohlenstoffemissionen unvermeidlich und unumkehrbar sein wird, also Alarmstufe Rot für die Menschheit. Gegenwärtig ist es auf der Erde 1,1 Grad wärmer als zwischen 1850 und 1900.
Der Bericht ist eine eindringliche Warnung vor den Folgen, die eintreten könnten, wenn die COP26 sich nicht auf radikale Maßnahmen einigen kann. Der COP26 kommt auch eine besondere Bedeutung zu, weil es sich um den fünften Gipfel seit dem Pariser Abkommen handelt. Gemäß dem Vertrag müssen die Länder zu diesem Anlass ihre aktualisierten nationalen Klimaschutzziele (NDCs) vorlegen.
Damit sind im Wesentlichen die Verpflichtungen gemeint, die ein Land zur Verringerung seiner Kohlenstoffemissionen eingeht. Alle fünf Jahre müssen die Unterzeichner*innen des Pariser Abkommens aktualisierte Pläne vorlegen, die ein möglichst hohes Maß an Ehrgeiz aufweisen. Die COP26 ist der nächste Meilenstein. Warum NDCs so wichtig sind, erfährst du hier.
Die COVID-19-Pandemie hat der Welt neben großem Leid paradoxerweise auch eine große Chance beschert: Die Lockdowns zur Eindämmung des Virus führten zur größten weltweiten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Einige Länder wollen ihre Wirtschaft mithilfe von Subventionen in historischer Höhe wieder auf Kurs zu bringen. Anstatt die Wirtschaft wieder so aufzubauen, wie sie vor der Krise funktioniert hat, könnten Unternehmen die Mittel dazu nutzen, um nachhaltiger zu werden.
Was wollen Aktivist*innen auf der COP26 erreichen?
Viele Aktivist*innen fordern genau das: Dass sich die Länder der globalen Umweltbewegung “Green New Deal“ anschließen.
Das kann für jedes Land etwas anderes bedeuten, doch es gibt einige gemeinsame Themen: eine vollständige gesellschaftliche Umgestaltung, die Reduktion von Emissionen, ein Fokus auf nachhaltige Arbeitsplätze und globale Klimagerechtigkeit.
Wenn jedes reiche Land das umsetzen würde, wären die Zukunftsaussichten im Hinblick auf die Klimakrise sehr viel besser. Doch viele Regierungen versprechen mit großen Worten Maßnahmen, die nicht ausreichen. Ein Beispiel ist etwa die Rede zur “Grünen Industriellen Revolution“ in Großbritannien. Es ist wichtig, zu prüfen, wie viel hinter derartigen Versprechen steckt.
Inwiefern übernehmen Länder bereits jetzt Verantwortung?
An dieser Stelle ist es vielleicht sinnvoll, die Antwort aufzuteilen in das, was die Länder derzeit tun, und das, was sie zu tun gedenken.
Nehmen wir zum Beispiel Großbritannien. Auf dem Papier führt der Gastgeber der COP26 weltweit, was die Klimaziele angeht: Als erstes Land der Welt legte es ein rechtsverbindliches Ziel für Netto-Null-Emissionen bis 2050 fest. Im Dezember hat es seine Ambitionen in Bezug auf die Emissionsreduzierung auf 68 Prozent im Vergleich zu 1990 erhöht.
Doch Taten sagen mehr als Worte. Die Regierung des COP26-Gastgebers Großbritannien erklärt immer wieder, dass sie die Welt in Sachen Klimaziele anführen wollen. Andererseits hat Großbritannien ein neues Ölfeld in der Nordsee genehmigt, erwägt erstmals seit 30 Jahren wieder die Eröffnung einer Kohlemine und hat seine Mittel für Entwicklungszusammenarbeit um Milliarden gekürzt. Dadurch wurden Klimaprojekte gestrichen und Gemeinden im Stich gelassen, die die Folgen des Temperaturanstiegs am stärksten zu spüren bekommen werden.
Jenseits des Atlantiks ergibt sich ein gemischtes Bild. Die USA gewinnen sicherlich die Medaille für den größten Fortschritt – vom Ausstieg aus dem Pariser Abkommen durch den ehemaligen Präsidenten hin zu einem 3,5 Billionen US-Dollar (rund drei Billionen Euro) schweren Infrastrukturpaket des jetzigen Präsidenten Joe Biden, um eine Reihe grüner Maßnahmen durchzuführen. Doch die im Senat erzielten Kompromisse haben dazu geführt, dass viele der Umweltaspekte Berichten zufolge verwässert wurden.
China und Indien gehören zu etwa einem Dutzend Länder, die die verlängerte UN-Frist für die Vorlage ihrer aktualisierten Klimapläne für die COP26 verpasst haben. China baut nicht nur weiterhin neue Kohlekraftwerke, sondern stößt auch mehr Emissionen aus als alle anderen Länder – mehr als die USA und Deutschland zusammen – obwohl sich das Land verpflichtet hat, bis 2060 Netto-Null-Emissionen zu erreichen und eine Vorreiterrolle bei sauberen Energietechnologien zu übernehmen.
Und in Deutschland fand im September, noch vor der COP26, die Bundestagswahl statt. Während die Grünen, die sich den Klimaschutz auf die Fahne geschrieben haben, in den Umfragen zunächst hoch im Kurs standen, wurden sie nur drittstärkste Kraft mit einem Stimmenzuwachs von 5,8 Prozent.
Wenn es darum geht, alte Versprechen einzuhalten und neue zu machen, mangelt es den Regierungen auf der ganzen Welt enorm an Ehrgeiz.
2009 versprachen die Staats- und Regierungschef*innen, einkommensschwache Länder mit jährlich 100 Milliarden US-Dollar (rund 85,61 Milliarden Euro) zu unterstützen, Anreize für ein sauberes Wirtschaftswachstum zu schaffen und gefährdete Gemeinschaften bei der Anpassung an die Klimakrise zu helfen. Doch Global Citizens auf der ganzen Welt müssen nach wie vor einfordern, dass die Länder diesen Beitrag leisten.
Wie kannst du helfen?
Werde aktiv! Hier geht es zu unserer Rubrik Klimaschutz, wo du erfährst, wie du dich einsetzen kannst – sei es, indem du Petitionen unterzeichnest, die Staats- und Regierungschef*innen, Unternehmer*innen, Philanthrop*innen und G20-Minister*innen per E-Mail aufforderst, die Klimakrise anzugehen und natürliche Ökosysteme wie Wälder zu schützen, oder ob du via Social Media Länder wie Großbritannien, Deutschland und die Niederlande bittest, Landwirt*innen bei der Anpassung an den Temperaturanstieg zu unterstützen.