Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Jahr eines der zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen sein wird, liegt bei 99 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten (NOAA).
Die zehn wärmsten Jahre liegen alle im Zeitraum von 2005 bis heute. Und das vergangene Jahrzehnt war – du ahnst es wahrscheinlich – das wärmste aller Zeiten.
Es gab einmal eine Zeit, in der einige Menschen behaupten konnten, die Klimakrise vollziehe sich so langsam, dass man noch nicht dringend handeln müsse. Aber diese Zeit ist längst vorbei – spätestens seit 1988. In diesem Jahr überschritt die atmosphärische Kohlenstoffdioxidkonzentration erstmals 350 Teile pro Million (ppm). Inzwischen liegt sie bei 420 ppm. Das ist die höchste Konzentration seit Millionen von Jahren.
Die Beweise für die Klimakrise sind seit Jahren offensichtlich. Für Skeptiker*innen, die noch nicht überzeugt sind, haben wir genügend Daten. Visualisiert zeigen sie das drastische Ausmaß der Veränderungen.
#Temperature anomalies 1880-2017 by country 🌡. No matter how you visualize it, it looks scary! #GISTEMP#dataviz#climatechange#globalwarming
— Antti Lipponen (@anttilip) August 25, 2018
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Obwohl diese Grafiken wie Warnschilder aussehen, beachten Regierungen weltweit den Notstand kaum.
Inzwischen ist der Mensch nicht mehr in der Lage, die Klimakrise vollständig abzumildern und zu einem vorindustriellen Zustand zurückzukehren. Wir befinden uns in der Phase der Krisenbewältigung, in der wir uns an einen zunehmend lebensfeindlichen Planeten anpassen. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir nur noch die schlimmsten Szenarien abwenden. Das mag ziemlich düster klingen, aber die Vermeidung der Worst-Case-Szenarien würde enormes Leid und Not verhindern, den Großteil der weltweiten Tierwelt retten und die Möglichkeit einer umfassenden ökologischen Regeneration schaffen.
Im Rahmen der einjährigen Kampagne "Extreme Armut beenden – JETZT und ÜBERALL” ruft Global Citizen die Welt dazu auf, JETZT Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen.
Die Staats- und Regierungschef*innen reicher Länder müssen die von ihnen versprochene Klimafinanzierung in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar (rund 94,94 Milliarden Euro) pro Jahr für internationale Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen bereitstellen. Wir brauchen kollektive Maßnahmen, die sich auf die Unterstützung einkommensschwacher Länder und die Begrenzung der Erderwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius konzentrieren. Zudem müssen wir der Lebensmittelsicherheit, der Ernährung und dem Lebensunterhalt Vorrang einräumen, indem wir Gelder für die Klimaanpassung in ländliche Gemeinden und in kleinbäuerliche Betriebe lenken. Dafür müssen wir uns auch in Partnerschaften mit lokalen und marginalisierten Communities für den Schutz und die Wiederherstellung der Natur einsetzen.
Der jüngste Bericht des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) zeigt, dass die Technologie, die finanziellen Mittel und der öffentliche Konsens bereits vorhanden sind. Ein gerechter Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft kann also jetzt bewältigt werden.
Die Bedrohung durch die Klimakrise war noch nie so extrem wie heute, doch auch die Lösungen waren noch nie so greifbar.
3 Dinge, die du über die Klimakrise wissen solltest
- Die Erde ist um 1,18 Grad Celsius wärmer als noch in der vorindustriellen Zeit.
- Die 20 reichsten Länder sind für 80 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich.
- Wir können immer noch mehr als 1,5 Grad Celsius Erwärmung verhindern und den Weggang von fossilen Brennstoffen schaffen.
Was sind die Ursachen für die Klimakrise?
Im Grunde genommen wird die Klimakrise durch das derzeitige Wirtschaftssystem verursacht, da es den Planeten und seine natürlichen Ressourcen für den Profit einiger weniger ausgebeutet werden.
In diesem System scheint es vollkommen normal, Produkte herzustellen und Tätigkeiten auszuüben, die die Trinkwasserquellen, die Luft, die wir atmen, und die Lebensmittel, die wir essen, verschmutzen. Hauptsache, es bringt jemandem Gewinn ein.
Es gibt bestimmte Länder und Wirtschaftssektoren innerhalb dieses Systems, die einen übergroßen Anteil dazu beitragen.
Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe – Kohle, Öl und Methangas – für Verkehr, Strom und Heizung werden Kohlenstoffdioxid und andere wärmespeichernde Treibhausgase in die Atmosphäre freigesetzt. Das verursacht einen anhaltenden Anstieg der Durchschnittstemperaturen. Etwa 75 Prozent der Emissionen stammen aus Sektoren, die von fossilen Brennstoffen abhängig sind. Die restlichen 25 Prozent kommen aus der Umwandlung von Land, insbesondere von Wäldern in Flächen für Wohnsiedlungen oder für die wirtschaftliche Entwicklung.
Die USA ist das Land, das am stärksten für die Klimakrise verantwortlich ist. In der Vergangenheit hat es laut Carbon Brief 20 Prozent aller Emissionen freigesetzt. Die Macher*innen der Website fanden auch heraus, dass die reichsten 20 Länder für 80 Prozent aller Emissionen verantwortlich sind. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass mehr als 150 Länder, in denen die Mehrheit der Weltbevölkerung lebt, für nur 20 Prozent der Emissionen verantwortlich sind.
Diese Ungleichheit besteht auch auf individueller Ebene: Einige Menschen haben einen viel größeren ökologischen Fußabdruck als andere. Das reichste Prozent der Menschheit ist beispielsweise für mehr Emissionen verantwortlich als die ärmsten 50 Prozent aller Menschen. Die Milliardäre der Welt – wie Jeff Bezos oder Elon Musk – haben einen hundertmal größeren ökologischen Fußabdruck als durchschnittliche US-Bürger*innen. Dabei haben Letztere bereits einen dreimal größeren ökologischen Fußabdruck als der Durchschnittsmensch.
Was sind die bisherigen Auswirkungen?
Die grausame Ironie der Klimakrise besteht darin, dass die Länder, die am wenigsten dafür verantwortlich sind, mit den härtesten Auswirkungen konfrontiert sind und die geringsten Mittel zur Anpassung an die neuen Verhältnisse haben.
Auf die afrikanischen Länder entfallen beispielsweise nur vier Prozent der weltweiten Kohlenstoffdioxidemissionen, doch der Kontinent hat mit schweren Dürren, Wüstenbildung und extremen Wetterereignissen zu kämpfen, die allesamt auf die Klimakrise zurückzuführen sind.
Der Anstieg der weltweiten Temperatur um 1,18 Grad Celsius über das vorindustrielle Niveau führt in einigen Ländern immer häufiger zu extremen Hitzeperioden.
In Indien und Pakistan sind die Temperaturen in den vergangenen Wochen auf über 40 Grad Celsius und bis zu 50 Grad Celsius angestiegen. Derartige Temperaturen gefährden das menschliche Leben. Sie machen es unmöglich, längere Zeit im Freien zu arbeiten. Zudem können sie zu Erschöpfung, Hitzeschlägen und Krankheiten führen. Besonders verheerend ist die Hitze in Communities, die keinen Zugang zu Klimaanlagen haben. Bei einer ähnlichen Hitzewelle im Jahr 2015 starben mehr als 2.500 Menschen.
Steigende Temperaturen bedrohen die globale Nahrungsmittelproduktion und erhöhen die Zahl der Menschen, die weltweit an Hunger leiden. Das Welternährungsprogramm warnt, dass weitere 189 Millionen Menschen Schwierigkeiten haben werden, sich zu ernähren, wenn die Emissionen nicht drastisch reduziert werden und die Erwärmung auf zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau steigt. Bei einer Erwärmung um vier Grad Celsius könnte die Zahl der Hungernden auf 1,8 Milliarden Menschen ansteigen.
500 Millionen Kleinbäuer*innen auf der Welt stellen einen Großteil unserer Nahrung her. Doch sie sind es, die mit den steigenden Temperaturen zu kämpfen haben. Denn sie trocknen die Böden aus, lassen die Pflanzen vertrocknen und vergrößern die Schädlingspopulationen. Ohne ausreichende Gelder zur Anpassung an die Klimakrise könnten viele von ihnen gezwungen sein, die Nahrungsmittelproduktion komplett aufzugeben. Infolge der Klimakrise könnte die weltweite Landwirtschaft bis zum Jahr 2050 um 30 Prozent zurückgehen – und das während die Weltbevölkerung gleichzeitig auf mehr als neun Milliarden Menschen ansteigen würde.
Der Nord- und der Südpol haben sich dreimal so schnell erwärmt wie der Rest der Welt, wodurch Billionen Tonnen Eis geschmolzen und als Wasser ins Meer geflossen sind. Dadurch ist der Meeresspiegel im vergangenen Jahrhundert um mehr als 23 Zentimeter gestiegen. In Folge dessen wurden Küstenregionen überflutet und Landmassen verschwanden im Meer.
Hinzu kommt, dass Tropenstürme durch wärmere Temperaturen und den höheren Meeresspiegel verstärkt werden. In den vergangenen Jahren haben tropische Stürme nie da gewesene Regenmengen über den Küstenregionen ausgeschüttet.
Die Auswirkungen dieser Stürme fügen Communities, die bereits mit der Anpassung an die veränderten Umweltbedingungen zu kämpfen haben, extremen Schaden zu. Gelder, die sonst für die Unterstützung von Landwirt*innen, die Bekämpfung von Armut und die Verbesserung des Gesundheitswesens ausgegeben würden, müssen deshalb für die Bewältigung dieser Katastrophen verwendet werden. Dieses Problem verschärft sich Jahr für Jahr. Infolgedessen könnten bis zum Jahr 2030 bis zu 132 Millionen Menschen in extreme Armut und noch viele mehr in mehrdimensionale Armut abrutschen.
Wie können wir JETZT Maßnahmen zum Klimaschutz ergreifen?
Angesichts des anhaltenden Anstiegs der Treibhausgasemissionen kann es manchmal den Anschein haben, dass die Klimakrise nicht mehr aufzuhalten sei.
Aber die Verantwortlichen der Länder hatten noch nie so viele Möglichkeiten, das Problem anzugehen, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen und einen gerechten Übergang weg von fossilen Brennstoffen hinzubekommen.
Vor allem ist es wichtig, dass die Länder schnell aus den fossilen Brennstoffen aussteigen. Das bedeutet der Internationalen Energieagentur zufolge auch, dass keine neuen fossilen Brennstoffe entwickelt werden dürfen.
Die 5,9 Milliarden US-Dollar (rund 5,7 Milliarden Euro), die derzeit für Subventionen für fossile Brennstoffe ausgegeben werden, müssen in erneuerbare Energien und Klimaanpassungsmaßnahmen umgeschichtet werden. Nur 1,9 Milliarden US-Dollar (rund 1,79 Milliarden Euro) dieser Subventionen könnten sicherstellen, dass sich alle Länder angemessen an die Klimakrise anpassen können.
Mit dem verbleibenden Betrag könnten 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresökosysteme wiederhergestellt werden. Zudem könnte so viel Kohlenstoffdioxid gespart werden, dass das 1,5-Grad-Ziel noch erreichbar wäre.
Erneuerbare Energiequellen brauchen eigentlich nicht einmal Subventionen, denn sie sind inzwischen die billigste Energieform der Welt. Um den Übergang hin zu erneuerbaren Energien zu beschleunigen, müssen die Regierungen jedoch in deren flächendeckenden Einsatz sowie in Energiespeichersysteme investieren, die sich an die Schwankungen der Sonnen- und Windenergie anpassen können.
Unternehmen, insbesondere solche in Branchen, die sehr viele Emissionen verursachen, wie beispielsweise der verarbeitenden Industrie und dem Baugewerbe, müssen sich klare und transparente, wissenschaftlich fundierte Netto-Null-Ziele setzen. Nur so kann die Erderwärmung unter 1,5 Grad Celsius gehalten werden. Die Unternehmen, die sich derartige Ziele bereits gesetzt haben, müssen die nun auch umsetzen und das auch teilen.
Insbesondere die Stahl- und Zementindustrie, die zusammen 15 Prozent der jährlichen weltweiten Kohlenstoffdioxidemissionen verursachen, müssen sich dem Race to Zero anschließen. Das ist eine von den Vereinten Nationen (UN) geleitete Kampagne, die mit Unternehmen, Städten, Regionen, Investor*innen sowie Finanz- und Bildungseinrichtungen zusammenarbeitet. Sie alle verpflichten sich bis spätestens 2050 Netto-Null-Kohlenstoffdioxidemissionen zu erreichen.
Der Weltklimarat, IPCC, besagt, dass die Länder das 1,5-Grad-Ziel noch immer erreichen könnten. Dafür müssen aber die Emissionen spätestens 2025 ihren Höhepunkt erreichen und dann bis 2030 um 43 Prozent sinken. Alle Länder müssen ihre im Rahmen des Pariser Klimaabkommens national festgelegten Beiträge an die derzeitige Realität anpassen. Zudem müssen sie dann auch alle notwendigen Schritte unternehmen, um diese Ziele auch tatsächlich zu erreichen.
Das bringt uns zu den Dingen, die auf politischer Ebene passieren müssen. Menschen auf der ganzen Welt müssen von ihren Staats- und Regierungschef*innen mutige Klimamaßnahmen einfordern. Die Regierungen müssen damit beginnen, Klimamaßnahmen aus einem globalen und nicht aus einem nationalen Blickwinkel zu betrachten. Denn Klimaauswirkungen, die irgendwo auftreten, wirken sich auf die ganze Welt aus.
Unser Planet ist unglaublich widerstandsfähig. Wenn Schäden beseitigt werden, gedeiht die Tierwelt. Das gleiche Prinzip gilt für die Menschheit. Wir können uns über das derzeitige System hinaus entwickeln und lernen, in einer veränderten Zukunft mit mehr Klimarisiken als jetzt zu leben.
In einer derartigen Welt werden die Menschen in der Lage sein, Wirbelstürme, Hitzewellen, Dürren und was auch immer sonst noch auf sie zukommen mag, zu bewältigen und zu überwinden.
Du kannst dich der Kampagne "Extreme Armut beenden – JETZT und ÜBERALL" anschließen, indem du dich als Global Citizen anmeldest (entweder hier oder indem du die Global Citizen App herunterlädst). Ergreife JETZT gemeinsam mit uns Klimaschutzmaßnahmen.