Kann man eigentlich aus allem “Milch” machen? Wenn man durch einen großen Supermarkt schlendert oder in einem hippen Café steht, scheint es fast so. Und das ist gut so! Mittlerweile haben es Hafer-, Mandel- und Sojamilch in viele Supermarktregale geschafft – und auch Newcomer wie “Milch” aus Walnüssen oder Erbsen gibt es mittlerweile.
Geschäft mit pflanzlichen Milchalternativen boomt
Während pflanzliche Milchsorten früher nur eine Randerscheinung war, machen sie heute einen jährlichen Umsatz von mehr als 21 Milliarden US-Dollar (rund 17,8 Mrd. Euro) aus.
Schätzungsweise 41 Prozent der US-Haushalte kaufen inzwischen pflanzliche Milch. Auch in Deutschland geht der Konsum von Kuhmilch zurück. Unterdessen wächst der Markt für pflanzliche Milchalternativen jährlich um rund 20 Prozent. 2019 kauften etwas mehr als 28 Prozent der Deutschen pflanzliche Milchalternativen.
Die Menschen steigen aus verschiedenen Gründen auf pflanzliche Milch um. Einige Menschen sind laktoseintolerant, anderen liegt das Tierwohl am Herzen, wieder andere sehen darin gesundheitliche Vorteile.
Und dann gibt es noch das große Thema Klimaschutz, das hier eine wichtige Rolle spielt. Denn wenn es um den Klimawandel geht, ist die Milchwirtschaft eine Hauptquelle von Treibhausgasen. Die Milchproduktion treibt zudem die Abholzung von Wäldern voran, verursacht Wasserverschmutzung und verbraucht riesige Mengen Land.
"Jede pflanzliche Milch, egal ob aus Bohnen, Nüssen oder Samen hergestellt, hat eine geringere Auswirkung als Milchprodukte, wenn es um Treibhausgasemissionen sowie die Nutzung von Wasser und Land geht", schreiben Dora Marinova und Diana Bogueva, Forscherinnen an der Curtin University, im Mediennetzwerk The Conversation. "Alle verfügbaren Studien, einschließlich systematischer Übersichten, weisen kategorisch darauf hin."
Pflanzliche Milch ist besser für den Planeten. Aber das bedeutet nicht, dass alle gleich gut sind. Hier ist ein kurzer Einblick, welche pflanzlichen Milchprodukte am besten für den Klimaschutz, die Landnutzung und die Wasserressourcen sind.
Am Besten zur Verringerung deines Kohlenstoff-Fußabdrucks: Mandel- und Haselnussmilch
Angesichts des fortschreitenden Klimawandels drängen Wissenschaftler*innen darauf, auf pflanzliche Ernährung umzusteigen, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Der Umstieg auf pflanzliche Milch wäre ein sinnvoller Schritt. Denn tatsächlich setzt die Milchproduktion dreimal so viel Treibhausgase frei wie die pflanzliche Milchproduktion.
Das liegt vor allem daran, dass Kühe als Wiederkäuer viel Methan freisetzen, ein Treibhausgas, das etwa 30 Mal effektiver Wärme in der Atmosphäre bindet als Kohlendioxid (CO2).
Von den am weitesten verbreiteten pflanzlichen Alternativen haben Mandel- und Haselnussmilch den geringsten Kohlenstoff-Fußabdruck. Da Nüsse auf Bäumen angebaut und nicht auf Feldern geerntet werden, beanspruchen sie weit weniger Land und benötigen insgesamt weniger Ressourcen als Nutzpflanzen. Außerdem entziehen Bäume der Atmosphäre CO2, was sie zu einem wichtigen Faktor im Kampf gegen den Klimawandel macht.
Am Besten zur Vermeidung von Wasserverschwendung: Soja und Hafer
Kühe müssen eine Menge Wasser trinken, um Milch für den menschlichen Verzehr zu produzieren. Für die Herstellung eines Liters Milch werden etwa 700 Liter Wasser benötigt! Für die Herstellung der gleichen Menge an Soja- oder Hafermilch benötigt man weniger als ein Zehntel davon.
Die Wasservorräte sinken weltweit, weswegen eine Ernährung, bei der Wasser eingespart wird, immer wichtiger wird. Laut UN könnten bis 2050 mehr als 5,5 Milliarden Menschen von Wasserknappheit betroffen sein. Dürren und Hitzewellen, die durch den Klimawandel verursacht werden, lassen Wasserressourcen schwinden, während sich der Wasserverbrauch in der Industrie zunehmend erhöht. Bis 2030 könnte die Nachfrage nach Wasser weltweit um 40 Prozent höher sein als das Angebot.
Am besten fürs Land: Hafer und Hanf
Die Milch- und Fleischproduktion verursacht immense Schäden in der Landschaft – von der Zerstörung der Wälder bis zur Degradierung der Böden. Weltweit sind mehr als 75 Prozent unserer Böden durch menschliche Aktivitäten wie die industrielle Landwirtschaft verschlechtert worden. Bis 2050 könnte diese Zahl auf 95 Prozent ansteigen.
Ohne gesunde Böden wird der Anbau von Nahrungsmitteln in den kommenden Jahren zunehmend schwieriger. Das ist einer der Gründe, warum die UN ihre Mitgliedsstaaten dazu aufruft, “die Zerstörung der Ökosysteme weltweit zu verhindern, zu stoppen und umzukehren", und zwar innerhalb des nächsten Jahrzehnts.
Pflanzliche Lebensmittel können bei diesem Wandel eine große Rolle spielen. Während die industrielle Milchproduktion dem Planeten schadet, kann pflanzliche Milch die Gesundheit des Bodens tatsächlich verbessern.
Hafer etwa kann in den kühleren Monaten als Deckfrucht angebaut werden (was bedeutet, dass er den Boden bedeckt und ihm zugute kommt). In der Nebensaison kann er dem Boden wieder Nährstoffe zuzuführen und gleichzeitig die lokale Artenvielfalt erhöhen.
Hanf ist nicht wählerisch. Er kann unter verschiedensten Bedingungen angebaut werden, was es weniger wahrscheinlich macht, dass bestimmte Standorte durch die Hanfproduktion überlastet werden. Hanfpflanzen haben außerdem tiefe Wurzeln, die den Boden nähren und einen geringeren Einsatz von Pestiziden benötigen.
Jede pflanzliche Milch ist besser für den Planeten als Kuhmilch
Fest steht: Pflanzliche Alternativen sind für unseren Planeten besser als Kuhmilch – egal welche. Zudem lohnt es sich, Bio-Produkte zu kaufen. Denn diese kommen ohne aggressive Chemikalien aus. Das ist wichtig, denn der Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden in der Landwirtschaft bedroht nicht nur die menschliche Gesundheit, sondern degradiert auch den Boden und zerstört den Lebensraum von Tieren und Pflanzen, wodurch ganze Ökosysteme funktionsunfähig werden.
Und last but not least: Probier ruhig ein bisschen rum. Denn wenn du abwechselnd verschiedene Arten von Pflanzenmilch kaufst, kannst du dabei helfen, dass industrielle Formen der Landwirtschaft nicht den Markt erobern und die Pflanzenvielfalt erhalten bleibt.
Wenn du dich für weitere Themen rund um den Klimaschutz einsetzen willst, dann werde hier mit uns aktiv.