Ab sofort gehört Finnland für mich zu den Orten, wo ich als frischgebackene Mutter leben möchte. Plus: das Land hat die niedrigste Kindersterblichkeitsrate der Welt. Scheint als ob wir alle noch einiges von Finnland lernen können. Was genau ist also das finnische Geheimnis für diese preisgekrönte Mütter - und Kindergesundheit? Antwort: ein Starter-Paket für jedes Baby in Form einer handlichen Kiste.
Okay, um jetzt nicht weiter für Verwirrung zu sorgen, hier die Erklärung: die finnische Regierung gibt seit 1938 kostenlose sogenannte 'Starter-Pakete' in Form einer vollgepackten Kiste mit allerlei sehr nützlichen Dingen an werdende Eltern aus. Wie großartig in die Zukunft gedacht ist das bitte?! Jede werdende Mutter, unabhängig davon wo sie herkommt bzw. welchen finanziellen Hintergrund sie hat, erhält zur Geburt ihres Lieblings eine solche Kiste mit folgendem Inhalt:
- eine kleine Matratze (Erklärung siehe nächster Punkt), Matratzenbezug, Bettlaken, Decke, Deckenbezug, Schlafsack und Wolldecke
- die Kiste selbst ist stabil genug um als Krippe genutzt zu werden (und kommt mit der oben genannten passenden Matratze - so clever!)
- Schneeanzug, Hut, wärmeisolierende Handschuhe & Stiefelchen (es ist echt kalt in Finnland, aber hallo)
- Socken und Fäustlinge, eine Wollmütze und ein Balaclava (sieht bisschen aus wie diese Ski-masken - wie gesagt, es ist SEHR kalt in Finnland)
- Bodysuits und Leggings in Unisex-Farben und Muster
- Badehandtuch mit integrierter Mütze, Nagelschere, Haarbürste, Zahnbürste, Badewannenthermometer, Wundschutzcreme, Waschlappen
- Stoffwindeln und weiche Baumwolltücher
- Bilderbuch und Spielzeug
- BH-Stilleinlagen und Kondome (für die Eltern natürlich)
Was für eine clevere und wunderschöne Idee, den Eltern unter die Arme zu greifen und den Weg ins Leben eines Babys zu unterstützen!
Die Tradition führt bis ins Jahr 1930 zurück, als Finnland noch zu den ärmeren Ländern zählte und die Kindersterblichkeitsrate im Land erschreckend hoch war. Die Regierung suchte damals nach einem Weg, wie man dieses Problem angehen und Eltern darin unterstützen könne, den Start ins Lebens ihrer Neugeborenen so gesund und umsorgt wie möglich zu gestalten. Und siehe da: die Idee mit der Kiste war geboren (jawohl, Wortspiel mit Absicht). So oder so: eine absolut geniale Idee.
Denn der allererste Abschnitt im Leben eines jeden Kindes ist ebenso spannend wie auch fragil - was folgende erhobene Daten zum Thema Kindersterblichkeit, zusammengetragen von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), zeigen:
- im Jahr 2013 starben 6.3 Millionen Kinder im Alter von 0 bis 4 Jahren
- mehr als die Hälfte (!) dieser Todesfälle ereignete sich aufgrund von Umständen, die entweder vermeidbar oder aber behandelbar gewesen wären, wenn die Eltern Zugang zu simplen, erschwinglichen Gesundheitsmaßnahmen gehabt hätten
- die Hauptursachen für die meisten Todesfälle bei Kindern zwischen 0 und 4 Jahren sind Komplikationen bei Frühgeburten, Lungenentzündung, Geburtsasphyxie (Erstickung), starker Durchfall und Malaria. Außerdem stehen 45% aller Todesfälle in direkter Verbindung mit Mangelernährung.
- Kinder in Subsahara-Afrika sind einer 15-fach höheren Gefahr ausgesetzt, noch vor dem Erreichen des 5. Geburtstags an einer der oben genannten Krankheiten zu versterben als Kinder in Industrienationen
Und folgende Feststellung hat mich besonders umgehauen: das höchste Risiko für ein Kind liegt in der sogenannten Neugeborenen-Phase, welches in etwa die ersten 28 Tage nach der Geburt umfasst. Ich finde, es ist daher mehr als einleuchtend, dass die finnische Regierung sich damals dazu entschlossen hat, solche Starter-Pakete zu verteilen um aktiv dazu beizutragen, dass alle Neugeborenen des Landes eine höhere Überlebens-Chance durch eine bessere Versorgung haben.
Kleine, schlicht erscheinende Dinge können also einen immensen Effekt haben wenn es darum geht, die Überlebens-Chancen eines Kindes zu erhöhen und dafür zu sorgen, dass es gesund und wohlversorgt aufwächst.
Ich finde, der Rest der Welt kann sich noch das ein oder andere von Finnland abgucken!