Wenn du eben mal schnell Informationen einholen willst, dann ist Wikipedia meist eine der ersten Anlaufstellen. Die von Nutzer*innen erstellte größte Online-Enzyklopädie trumpft mit viel Wissen auf, liefert jedoch nicht immer neutrale Ergebnisse. Wusstest du zum Beispiel, dass sich nur 20 Prozent der 1,7 Millionen Biografien um Frauen drehen?
Anlässlich des Internationalen Frauentags im März 2021 haben Menschen auf der ganzen Welt neue Inhalte über Frauen zu Wikipedia hinzugefügt – von einflussreichen Persönlichkeiten, Expertinnen und Vorbildern in verschiedenen Themenbereichen. Das Ziel: Die Gleichstellung der Geschlechter im Internet soll gefördert werden.
Die sogenannte Edit-a-thon-Initiative war Teil der vierten jährlichen globalen #WikiGap-Kampagne. Unterstützt wird sie von Wikimedia Schweden, dem schwedischen Außenministerium und dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA). Im Rahmen der Kampagne wurden via Social Media Namen von Frauen gesammelt, die in Wikipedia fehlen.
"Was online passiert, ist nicht von dem zu trennen, was offline passiert", erklärte Eric Luth, Projektmanager für Engagement und Interessenvertretung bei Wikimedia Schweden, gegenüber Global Citizen. "Ungleichheiten im digitalen Raum basieren auf Ungleichheiten in der realen Welt und verstärken diese wiederum.“
Do you know of a woman whose biography is not yet on Wikipedia but should be? Let #WikiGap know who they are! Reply below with the woman's name, a description of them, and links to more information. Learn more: https://t.co/ty7DJCc3qB#WomensHistoryMonth#IWD2021#ProjectRewrite
— Wikipedia (@Wikipedia) March 8, 2021
Die Geschlechterlücke auf Wikipedia hängt womöglich auch damit zusammen, dass es mehr Autoren als Autorinnen für die Enzyklopädie gibt. 90 Prozent der Schreibenden sind männlich. Diese Diskrepanz führt dazu, dass weniger Wissen über Frauen geteilt wird und weniger weibliche Perspektiven vertreten sind, aus denen wir lernen könnten.
Der geringere Anteil von Inhalten über Frauen auf Wikipedia wirkt sich wiederum auf die Medien aus. Nur eine*r von fünf Expert*innen, die in Zeitungen oder multimedialen Kanälen zu Wort kommen, ist eine Frau. Laut Wikimedia beziehen sich Journalist*innen in ihren Beiträgen häufig auf Wikipedia – also eine nicht gerade geschlechtergerechte Quelle.
"Die Wikimedia-Bewegung übernimmt Verantwortung mit Kampagnen wie WikiGap. Diese ist wichtig, um den Teufelskreis zu durchbrechen und Frauen auch in der Offline-Welt Sichtbarkeit und Einfluss zu ermöglichen", so Luth.
Die erste WikiGap-Veranstaltung wurde 2018 von Wikimedia Schweden und dem schwedischen Außenministerium ins Leben gerufen. Fast 60 Länder weltweit haben daran teilgenommen, mehr als 5.000 Autor*innen haben mehr als 50.000 neue Artikel über prominente Frauen zu Wikipedia hinzugefügt oder bestehende aktualisiert.
Da Frauen auf der ganzen Welt weiterhin am stärksten von den sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie betroffen sind, ist es wichtig, dass ihre Geschichten nicht vergessen werden, so Luth. Viele Frauen, die an vorderster Front tätig sind, bleiben unbekannt.
"Wenn traditionelle Medien und Wissensakteur*innen es nicht schaffen, diese Geschichten zu erzählen und entsprechende Informationen zu sammeln, kann die Wikimedia-Bewegung mit ihren Hunderttausenden von Freiwilligen eine entscheidende Rolle dabei spielen", sagt Luth. "Es bedeutet, denjenigen Raum zu geben, die außen vorgelassen wurden oder große Taten hervorzuheben. Auch ist es wichtig, beeindruckenden historischen Persönlichkeiten, die als Vorbilder dienen können, eine Bühne zu geben."
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