In Tunesien wird es ab sofort ein Gesetz weniger geben, welches Frauen in ihrer Freiheit einschränkt. Vergangene Woche hat das nordafrikanische Land dafür gestimmt, ein altes Gesetz, das muslimische Frauen verboten hatte, Männer mit anderer Glaubensrichtung zu heiraten, aufzuheben. Ein absoluter Meilenstein.
Das Verbot trat 1973 in Kraft und schrieb unter anderem vor, dass nicht-muslimische Männer zum Islam konvertieren müssen, wenn sie eine muslimische Frau aus Tunesien heiraten wollten. Muslimische Männer aus Tunesien durften allerdings seit jeher heiraten, wen sie wollten - egal, welche Religionszugehörigkeit die Frau besaß.
Laut BBC ist Tunesiens Bevölkerung zu 99% muslimisch. Nichtsdestotrotz gehört der gegenwärtige Präsident Tunesiens Beji Caid Essebsi, der sich für die Abschaffung des Gesetzes eingesetzt hatte, der sekulär ausgerichteten Partei Nidaa Tounes an.
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Der 90-jährige Essebsi sagte laut der Presseagentur Associated Press, dass Tunesien weiter daran arbeiten müsse, Geschlechterdiskriminierung zu verhindern und moderner zu werden.
President Beji Caid Essebsi of Tunisia congratulated women on gaining "the freedom to choose one's spouse" https://t.co/qzvBqWfyzU
— BBC News (World) (@BBCWorld) September 15, 2017
Das ist jedoch nicht die erste Gesetzesänderung, die die tunesische Regierung in diesem Jahr durchsetzte. Bereits im Juli schaffte das Land ein altes Gesetz ab, dass Vergewaltigern erlaubte, ihre Opfer zu heiraten, um einer Strafe zu umgehen.
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Im darauffolgenden Monat verkündete Präsident Essebsi, dass das Erbschaftsgesetz in Tunesien geändert werden soll, damit Frauen die gleichen Rechte bei einer Erbschaft eingeräumt werden wie Männern. Denn bisher steht Töchtern bei einem Erbe nur die Hälfte dessen zu, was Söhne erhalten. Damit lehnt sich das Gesetz bisher an die Scharia an.
Für den Präsidenten geht die Ungleichheit durch das Erbschaftsgesetz nicht einher mit Tunesiens Ziel, „wirkliche und allumgreifende Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen” zu schaffen, heißt es laut Associated Press.
Obwohl die Änderung des Erbschaftsgesetzes noch eine Weile dauern könnte, greift die Aufhebung des Heiratsverbots sofort - ein großartiger Schritt auf Tunesiens Weg zur Gleichberechtigung.
Auch Global Citizen setzt sich dafür ein, dass Gesetze, die Frauen auf der ganzen Welt diskriminieren, geändert werden. Jeder kann aktiv werden, um sicherzustellen, dass Frauen und Mädchen in Zukunft die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, wen und wann sie heiraten wollen.