Wie Global Citizen dabei half, die bisher größte Zusage der Weltbank im Bereich Wasser und Hygiene zu sichern

Autor: Leah Rodriguez

WSSCC/PM_VIROT

Milliarden von Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zu Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WaSH). Dabei kann Händewaschen Leben retten und die Verbreitung von tödlichen Viren stoppen – und das nicht nur in Zeiten einer Pandemie. Doch dazu braucht es Zugang zu sauberem Wasser und Seife. Für uns in Deutschland ist das selbstverständlich – doch für viele Millionen Menschen weltweit ist es das nicht. Weil sie über diese grundlegenden Ressourcen nicht verfügen, sind sie anfälliger für Krankheiten und Unterernährung. Zudem verbringen Frauen in Gebieten mit Wasserknappheit viel Zeit mit dessen Beschaffung, statt in die Schule zu gehen oder zu arbeiten. Dadurch sind ihre Familien einem höheren Risiko ausgesetzt, in Armut zu leben. 

Um diese Hindernisse zu beseitigen, müssen nicht nur Wasser und Toiletten bereitgestellt werden. Es müsse auch Verhaltensänderungen geben, die zu gesunden Gewohnheiten führen, so Aktivist*innen von WaSH-Initiativen.  

Global Citizen hat deshalb im Mai 2014 zusammen mit Partner*innen die Wasser- und Sanitärversorgung als eine der Prioritäten zur Beendigung der extremen Armut bis zum Jahr 2030 identifiziert. Im Vorfeld des Global Citizen Festivals 2014 in New York hielt das Global Citizen Team zahlreiche Treffen mit der Weltbank ab. Dabei forderten wir die Organisation  zu finanziellen Zusagen im WaSH-Bereich auf. Die Weltbank betonte im Zuge dessen ihr Interesse daran, ihre WaSH-Bemühungen zunächst auf Indien und Bangladesch zu konzentrieren, wo die Menschen überproportional wenig Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen haben. 

Mit fast 600 Millionen Inder*innen, die ihre Notdurft quasi im Freien verrichten müssen (sogenannte öffentliche Defäkation) hatte das Land zu dieser Zeit die höchste Defäkationsrate der Welt

Vor 2014 hatten nach Angaben der indischen Regierung nur 38 Prozent der ländlichen Gebiete des Landes Zugang zu sanitären Einrichtungen.

Deshalb arbeite Global Citizen im Vorfeld des Festivals im Jahr 2014 eng mit dem Water Supply and Sanitation Collaborative Council (WSSCC), einer UN-Mitgliedsorganisation, zusammen und stimmte gemeinsam die Ziele ab. Wir schrieben so mehr als 3.000 Postkarten mit dem Satz: "Toilets before ____" an den indischen Premierminister. Die Worte waren eine Anspielung auf Modis Vorstoß, "Toiletten vor Tempeln zu bauen" und forderten die Politiker*innen so auf, in den Bau von Toiletten statt in Luxuseinrichtungen zu investieren.

Die Weltbank hat eine ihrer größten Verpflichtungen abgegeben

Junaid Ahmad, der damalige Senior Director der Global Water Practice der Weltbankgruppe, verkündete am 27. September 2014 auf der Bühne des Global Citizen Festivals im Central Park in New York eine noch nie dagewesene Zusage von 15 Milliarden US-Dollar (rund 12,59 Milliarden Euro) für die kommenden fünf Jahre. In Partnerschaft mit Organisationen wie den Vereinten Nationen, BRAC, WaterAid, Water.org und One Drop sorgte die Zusage dafür, sichere Sanitäts- und Wasserlösungen bereitzustellen und damit fast 150 Millionen in Armut lebende Menschen zu erreichen. Die Weltbank hatte noch nie zuvor eine so große Verpflichtung abgegeben. 

Die Weltbank erklärte sich außerdem dazu bereit, die indische Bundesregierung mit 1,5 Milliarden US-Dollar (rund 1,26 Milliarden Euro) zu unterstützen.

Im darauffolgenden Jahr bekräftigte der damalige Präsident der Weltbank, Jim Yong Kim, auf der Bühne bei der Global Citizen Earth Day-Veranstaltung 2015 in Washington, DC, in WaSH zu investieren.

Nachdem die Weltbank damit begonnen hatte, die WaSh-Bemühungen zu unterstützen, zeigte die Wasserkrise in einer Stadt, wie dramatisch das Problem ist:

Shimla, die Hauptstadt des nordindischen Bundesstaates Himachal Pradesh, ist aufgrund ihrer kolonialen Architektur und den üppigen Wäldern eine große Touristenattraktion. Doch die Stadt hat seit jeher Probleme, sichere sanitäre Anlagen zu gewährleisten und ihre Einwohner*innen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. So konnte die Infrastruktur von Shimla mit der hohen Nachfrage durch die Tourist*innen nicht mithalten. Zusätzlich ist das Pumpen von Wasser aus den Höhenlagen der Stadt sehr teuer. Wenn es in der Stadt zu Wasserknappheit kommt, sind die einkommensschwachen Gegenden am stärksten betroffen. Zudem sagen Bewohner*innen, dass die Behörden dazu neigen, die Schwere des Problems zu unterschätzen.  

Raj Vats arbeitet im Krankenhaus in Shimla. Sie erlebte die Folgen der Wasserverschmutzung bei ihrer Arbeit durch die schlechten Abwassersysteme, von denen zu diesem Zeitpunkt fast jeder Haushalt in der Stadt betroffen war: Die ersten Fälle von Gelbsucht wurden im Dezember 2015 gemeldet, 2016 sah Vats mehr als 40 neue Fälle der Krankheit – pro Tag. Gelbsucht ist ein Symptom für unterschiedliche Krankheiten, darunter auch Hepatitis oder die Weil-Krankheit, die beide durch verunreinigtes Wasser übertragen werden können. Gelbsucht kann dazu führen, dass beispielsweise die Haut einer betroffenen Person gelblich wird und juckt.

“Die Menschen wussten einfach nicht, wie ihnen geschah”, sagte sie zu Global Citizen. “Sie haben über nichts anderes mehr gesprochen als über Gelbsucht.” 

Bestimmte Aufgaben, wie etwa das Waschen von Wäsche, könnten während einer Wasserkrise verschoben werden, erklärte sie. Doch ohne Trinkwasser können Menschen nicht leben. 

Die durch Wasser übertragbaren Krankheiten sind in Indien gestiegen

Ähnliche Herausforderungen gab es an der Auckland House School in Shimla, einer reinen Mädchenschule. Sunita John ist dort die Direktorin. Die Verwaltung habe Wassertanker organisieren müssen, um überhaupt Wasser liefern zu können. Doch das sei immer noch sehr schmutzig gewesen, weil es aus verschiedensten unzuverlässigen Quellen gekommen sei, sagte sie. Die Mitarbeiter*innen der Schule hätten es deshalb selbst reinigen müssen. 

Im Jahr 2016 war die Zahl der durch Wasser übertragenen Krankheiten in Indien im Vergleich zum Vorjahr enorm hoch. Das alles verdeutlichte die Dringlichkeit einer Aufstockung der WaSH-Investitionen im Land nochmals. 

Deshalb setzten wir von Global Citizen unsere Kampagne fort und forderten die Weltbank weiterhin dazu auf, Verantwortung zu übernehmen. Wir ermutigten die Institution, ihre Versprechen einzuhalten und sicherzustellen, dass bei der Umsetzung sanitäre Maßnahmen wie eine städtische Abfall- und Abwasserentsorgung Priorität haben. Im Jahr 2016 verschickten Global Citizens weltweit 55.000 Mails und Tweets, in denen sie an die Weltbank appellierten. 

Jennifer Sara, Leiterin von Global Water Practice von der Weltbankgruppe, erklärte auf der Bühne des Global Citizen Festivals vor Zehntausenden Global Citizens, dass die Bank ihre Zusagen fortführe. 

“Mit eurer Hilfe und der der anderen Partner*innen werden wir der Welt weiterhin zeigen, dass es wichtig ist, über Toiletten, Latrinen, Fäkalien und Wasserknappheit zu sprechen”, so Sara. 

“Beim Global Global Citizen Festival 2014 kündigte die Weltbank an, dass sie 15 Milliarden US-Dollar (rund 12,58 Milliarden Euro) in den kommenden fünf Jahren in sichere Sanitäranlagen und in die Wasserversorgung investieren wird. Davon sollten 150 Millionen arme Menschen in Zusammenarbeit mit Organisationen wie der UN, BRAC, WaterAid, Water.org und One Drop profitieren. Bis heute hat die Weltbank damit 162 Millionen Menschen erreicht und 14,6 Milliarden US-Dollar (rund 12,24 Milliarden Euro) für diese Zwecke investiert”, so die Weltbank. 

Durch die Unterstützung der Weltbank konnte die Wasser- und Abwassersituation in Shimla verbessert werden. Zwei Jahre nach dem Ausbruch der Gelbsucht, der 34 Menschen das Leben kostete, baute die indische Regierung nach einer verheerenden Dürre im Juli 2018 WaSH-Investitionen aus. 

Es seien Rohrleitungen ersetzt und 25.000 Wasserzähler installiert worden, so Dr. Dharmendra Gill, Geschäftsführer und CEO des staatlichen Wasser- und Abwasserunternehmens Shimla Jal Prabandhan Nigam.

Die Bedeutung von Tests und Sauberkeit des Wassers nimmt zu

Um weitere Wasserverunreinigungen zu verhindern, führt das Unternehmen strenge Tests durch. Dr. Saruchi Paga, Assistenzprofessorin am Indira Gandhi Medical College & Hospital's Department of Microbiology in Shimla, beaufsichtigt 20 bakteriologische Wassertests für die Stadt. Die gemeldeten Hepatitis-A-Fälle gingen laut Paga um bis zu 17 Prozent zurück. Den Menschen werde dennoch weiterhin geraten, Wasser abzukochen, um sich vor den saisonalen Ausbrüchen von Krankheiten zu schützen, sagte sie. 

“Ich bin sehr froh, dass den Tests und der Sauberkeit des Wassers inzwischen eine gewisse Bedeutung beigemessen wird", sagte die Krankenhausangestellte Vats. 

Auch die anderen Bewohner*innen von Shimla ergreifen neue Präventivmaßnahmen und sehen spürbare Veränderungen. Die Familie von Vat reinigt beispielsweise die Wassertanks inzwischen zweimal im Jahr, nach dem Monsun und nach dem Winter, – statt wie zuvor lediglich alle paar Jahre. Auch in der Schule von Sunita John muss auf die Wasserknappheit nicht mehr mit umweltverschmutzenden Alternativen reagiert werden. In der Cafeteria zum Beispiel könne das Personal nun regelmäßig Geschirr spülen. "Wir müssen keinen Vorrat an Papptellern mehr haben”, sagte sie.

Im Sommer 2019 habe die Stadt zum ersten Mal in zehn Jahren jeden einzelnen Tag Wasser gehabt, so Dr. Dharmendra Gill. Seit drei Jahren gab es keine Berichte mehr über Gelbsucht in Shimla. 

Doch es gibt noch viel zu tun, deswegen setzen wir von Global Citizen uns weiterhin für den Zugang zu WaSH und für die Vermeidung von Wasserkrisen auf der ganzen Welt ein. Dieser Vorstoß soll in den kommenden zehn Jahren dazu beitragen, die Global Goals der UN zu erreichen und die extreme Armut bis 2030 zu beenden. 

Willst auch du, dass extreme Armut bis 2030 beendet wird? Dann werde hier mit uns aktiv.