Mangelnde Entwicklung sowie hohe Raten von Ungleichheit und Armut in Afrika wurden lange Zeit als Belastung für den Rest der Welt wahrgenommen. Es war etwas, das man eher bemitleidete als etwas, das gelöst werden muss.
Damit sich auf dem Kontinent ein echter Wandel vollziehen kann, muss sich diese Sichtweise ändern. Glücklicherweise erheben junge Menschen ihre Stimme und setzen sich für das ein, was Afrika verdient. Eine neue Generation hartnäckiger Stimmen, Menschen, die Veränderungen anstoßen und Macher*innen sorgt dafür, dass die Welt den Kontinent mit anderen Augen sieht und dass sich Afrika selbst aus dieser verwundbaren Position befreit.
Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass wir es weltweit leid sind, wichtige Probleme auf die immer gleiche Art und Weise anzugehen und radikale Verbesserungen erwarten. Diese Botschaft war laut und deutlich zu hören, als die jungen Klimaaktivistinnen Vanessa Nakate und Greta Thunberg auf dem Vorgipfel der COP26 2021 sprachen.
“Keine leeren Versprechungen mehr, keine leeren Gipfeltreffen, keine leeren Konferenzen mehr”, sagte Nakate.
"Blah blah blah ... Das ist alles, was wir von unseren sogenannten Anführer*innen hören: Worte. Worte, die großartig klingen, aber bisher zu keinen Taten geführt haben”, sagte Thunberg.
Hier kommen nur einige der Menschen, die wir besonders im Blick haben sollten.
1. Elizabeth Wathuti
Kenia
Kenyan climate activist Elizabeth Waathuti addresses delegates at the COP26 Climate Conference in Glasgow.
Eines der Highlights für Afrika auf der COP26-Klimakonferenz 2021 war die Rede der 26-jährigen Elizabeth Wathuti über den Zustand der Umwelt in Subsahara-Afrika. Die kenianische Klimaaktivistin appellierte an die Gefühle der Delegierten und forderte sie auf, darüber nachzudenken, was ihre Untätigkeit dem afrikanischen Kontinent und seinen Menschen antun würde.
“Bitte öffnen Sie Ihre Herzen”, sagte sie. “Wenn Sie sich erlauben, es zu fühlen, ist der Kummer und die Ungerechtigkeit schwer zu ertragen. Die Afrikaner*innen südlich der Sahara sind nur für ein halbes Prozent der historischen Emissionen verantwortlich. Die Kinder sind für gar nichts verantwortlich, aber sie tragen die Hauptlast.”
Wathuti, Gründerin der kenianischen Green Generation Initiative, wurde von ihrer kenianischen Kollegin und Nobelpreisträgerin Wangari Maathai dazu inspiriert, eine Organisation zu gründen, die Bäume pflanzt und sogenannte Nahrungsmittelwälder anlegt, um die lokale Umwelt zu verbessern und den Hunger in Kenia zu bekämpfen. Die junge Aktivistin ist in den sozialen Medien sehr aktiv und eine begeisterte Anhängerin der Fridays For Future-Bewegung.
2. Emmanuel Cosmas Msoka
Tansania
Youth across 🇹🇿 are reimagining a better future this #WorldChildrensDay 💙
— UNICEF Tanzania (@UNICEFTanzania) November 19, 2021
Meet our Youth Advocate @MsokaEmmanuel, who uses his passion for innovation to create positive change in his community. The time is NOW. Children are speaking up 🗣️ and doing their part.
Are you listening? pic.twitter.com/valI965Tj3
Der tansanische Aktivist für Kinderrechte Emmanuel Cosmas Msoka ist UNICEF-Jugendbeauftragter für Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH). Im Jahr 2020 entwickelte er eine pedalbetriebene Handwaschmaschine, um den Kampf gegen COVID-19 in seiner Gemeinde zu unterstützen. Mithilfe lokaler Organisationen stellte er im Laufe eines Jahres über 400 Handwaschstationen im Norden Tansanias auf.
Sein Interesse an Innovation und Freiwilligenarbeit brachte ihn dazu, andere Menschen in seinem Alter zu ermutigen, kreative Lösungen für wichtige Probleme zu finden und junge Menschen dazu aufzurufen, eine Führungsrolle in ihrer Generation zu übernehmen.
3. Stacy Owino
Kenia
Kenyan student, Stacy Owino co-created an app that helps protect women and girls from FGM.
Im Alter von nur 18 Jahren entwickelte die kenianische Studentin und Frauenrechtlerin Stacy Owino eine App, um der Genitalverstümmelung von Frauen in ihrem Land ein Ende zu setzen.
Drei Jahre später ist Owino nicht nur eine entschlossene junge Frau, die MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) studiert, sondern auch eine afrikanische Vertreterin im Youth Sounding Board der Europäischen Kommission. Sie wurde auf dem letztjährigen Young Activists Summit der UN in Genf für ihre Arbeit zur Ausrottung von Genitalverstümmelung geehrt.
Als wir sie fragten, warum es für junge afrikanische Mädchen wichtig ist, sich zu Wort zu melden, sagte Owino: "Die Welt muss wissen, dass sich die Dinge ändern und wir als afrikanische Jugend nehmen diese Räume ein. Wir werden uns nicht von euch über uns erzählen lassen. Wir werden euch von uns selbst erzählen."
4. Alaa Salah
Sudan
Human rights activist Alaa Salah is also known as Sudan's "Nubian Queen" for her leadership towards the country's freedom.
Vor zwei Jahren, als sie sich für die Revolution im Land einsetzte, wurde Alaa Salah unter dem Namen "nubische Königin" des Sudan bekannt. Die 25-Jährige wurde berühmt, nachdem ein Video von ihr in Weiß gekleidet, auf einem Auto stehend und ein mitreißendes Gedicht rezitierend, in den sozialen Medien viral ging.
Salah bewies Mut, indem sie sich in einem Land, in dem die Stimme der Frauen stark eingeschränkt ist, an die Spitze der Bewegung stellte.
Später wurde sie in die engere Wahl für den Friedensnobelpreis aufgenommen und ihr Bild in Weiß wurde zu einem Symbol für die Freiheit der Bürger*innen im Sudan. Dieses Symbol ist für das Jahr 2022 von zentraler Bedeutung, denn obwohl ihre Bemühungen – und die anderer sudanesischer Frauen – dazu beigetragen haben, das Land 2019 auf den Weg zur Demokratie zu bringen, wurde die Übergangsregierung Ende 2021 durch einen Militärputsch aufgelöst. Zu Beginn dieses Jahres kam es im Land während des Versuchs, eine funktionierende Regierung zu bilden, zu Unruhen.
Auch wenn die Freiheit im Sudan noch nicht stabil ist, hat Salah die sudanesischen Frauen mit ihrem Aktivismus beeinflusst.
5. Trevor Oahile
Botswana
Trevor Oahile ist ein 24-jähriger Student, der mit seiner Radiosendung "Don't Get It Twisted" die Jugend Botswanas über die Bedeutung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und ihre Rechte aufklärt. Die Sendung richtet sich insbesondere an Jungen und Männer und zeigt Wege auf, wie sie besser über die Stigmata im Zusammenhang mit sexueller Gesundheit informiert werden können.
Oahile arbeitet auch mit dem UNFPA, der UN-Behörde für sexuelle und reproduktive Gesundheit, zusammen, um im ganzen Land Schulungen durchzuführen, über soziale Verantwortung zu sprechen und andere Jugendaktivist*innen im Land zu stärken.
6. Nkosilathi Nyathi
Simbabwe
Der Aktivist Nkosilathi Nyathi engagiert sich seit neun Jahren als Klimaaktivist. Bereits im Alter von zehn Jahren begann er, sich gegen die Klimakrise einzusetzen.
Nyathi drehte Videos, in denen er die Auswirkungen der Klimakrise auf seine unmittelbare Umgebung dokumentierte – zum Beispiel Überschwemmungsschäden und Bodenerosion. Er interviewte darin auch Expert*innen zum Thema Umweltverschmutzung. Im Jahr 2016 erhielt er einen Zuschuss von UNICEF und dem von der G20 unterstützten Global Infrastructure Hub, um eine Biogasanlage an seiner Grundschule zu bauen. Dadurch konnte eine Schule die Energie in der Küche mit Biogas statt mit Brennholz erzeugen, sodass die Umwelt weniger belastet wird.
Nyathi, der im vergangenen Jahr an der Gründung der simbabwischen Sektion von Fridays for Future mitgewirkt hat, dreht weiterhin Videos mit UNICEF Afrika. Er hat auch damit begonnen, in der Öffentlichkeit über die Dringlichkeit der Klimakrise zu sprechen.
7. Lual Mayen
Südsudan
Lual Mayen kam von einem dreistündigen Fußmarsch pro Tag aus einem Geflüchtetenlager in Norduganda auf der Suche nach einem Ort, an dem er seinen Computer aufladen kann, zur Gründung seines eigenen Spieleunternehmens, Junub Games. Zudem entwickelte er ein Spiel, das zum Frieden beitragen soll.
Der 28-jährige Unternehmer und Preisträger des Young Activist Summit 2021 nutzte seine persönlichen Erfahrungen als Geflüchteter aus dem Südsudan, um ein Spiel namens “Salaam” zu entwickeln. Darin erleben Spieler*innen das Leben eines Geflüchteten und helfen ihm dabei, eine friedliche Lösung zu finden. Salaam bietet auch In-App-Käufe an, die die Spieler*innen nicht nur im Game voranbringen, sondern auch Geflüchteten im echten Leben helfen. Wenn die Gamer*innen zum Beispiel Wasser für ihre Spielfiguren kaufen, kaufen sie damit auch Wasser für jemanden in einem Geflüchtetenlager.
“Meine Hoffnung ist, dass andere Geflüchtete verstehen, dass wir nicht nur hier sind, um zu überleben. Wir sind auch hier, um zu gedeihen”, sagt der CEO von Junub Games zu “CNN”.
Mayen nutzt seine Stimme auch, um öffentlich über die weltweite Geflüchtetenkrise zu sprechen und inspiriert junge Afrikaner*innen zu größeren Träumen.
8. Zolani Metu
Südafrika
Zolani Metu hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Thema psychische Gesundheit möglichst vielen Südafrikaner*innen wie möglich zugänglich und verständlich zu machen.
Die 28-jährige Psychotherapeutin und Verfechterin der psychischen Gesundheit gründete Decolonial Mental Health, ein Beratungsunternehmen, das mit Unternehmen, Bildungseinrichtungen und gemeinnützigen Organisationen zusammenarbeitet, um sie bei der Förderung eines auf Afrika ausgerichteten Managements der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens in ihrem Umfeld zu unterstützen.
Metu wurde außerdem von Mail & Guardian zu einem der Top 200 Young South Africans für 2021 ernannt und setzt sich dafür ein, den Raum für psychische Gesundheit für schwarze und queere Menschen einladend zu gestalten.
9. Leah Namugerwa
Uganda
When you celebrate your birthday by planting trees you give back to nature & future generations. Trees give us oxygen, store carbon, stabilise the soil & give life to wildlife.
— Leah Namugerwa (@NamugerwaLeah) August 29, 2021
Today is @SJEastAfrica's birthday. She has celebrated it with 38 #Birthdaytrees. Happy birthday Sarah pic.twitter.com/v74YyXd8xg
Die 18-jährige Leah Namugerwa widmet ihren Geburtstag der Wiederanpflanzung von Bäumen in ihrer Gemeinde und hat eine Petition ins Leben gerufen, um die ugandische Regierung zum Verbot von Einwegplastik zu drängen.
Inspiriert von der jungen Aktivistin Greta Thunberg begann Namugerwa im Alter von 14 Jahren, freitags vor dem ugandischen Parlament zu demonstrieren. Inzwischen setzt sie sich für das Verbot von Plastik in ihrem Land, den Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen für gefährdete Gemeindemitglieder und den Schutz der Bäume und Wälder Afrikas ein.