Eine junge Frau aus dem Dorf Timalsena im Westen Nepals ist wohlmöglich in einer Menstruationshütte gestorben, in der sie die Nacht alleine verbrachte.
Dambara Upadhyay war 26 Jahre alt und wurde am Morgen des 19. November von Familienmitgliedern Tod aufgefunden.
In Ländern wie Nepal und Indien ist es als Teil der Hindu-Religion mitunter Praxis, dass Mädchen und Frauen in der Zeit während ihrer Periode nicht zu Hause schlafen. Wenn ihre Menstruation einsetzt, verbringen sie die Nächte in einer Hütte außerhalb des Hauses bzw. der Wohnung. Die Praxis solcher Menstruationshütten wird auch “Chhaupadi” genannt.
Gewachsen ist diese Tradition aus der Annahme heraus, dass die Menstruation etwas 'schmutziges' ist und Mädchen und Frauen, während sie ihre Periode haben, als 'unrein' angesehen werden. Die Menstruationshütten dienen dazu, Mädchen und Frauen während ihrer Periode von dem Rest der Gesellschaft fernzuhalten. Diejenigen, die sich nicht daran halten, ereilt laut Glauben ein schlimmes Schicksal für sie und ihre Familie.
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Dambara war seit 2 Jahren verheiratet und lebte mit ihrem Mann im Haus ihrer Schwiegereltern. An dem Abend vor ihrem Tod sprach Dambara noch mit ihrer Schwägerin Nirmala.
Nirmala versuchte Dambara davon zu überzeugen, die Nacht nicht mehr in der Menstruationshütte zu verbringen. Üblicherweise verbringen verheiratete Frauen nur ein paar Tage in der Hütte, während unverheiratete Frauen bis zu einer ganzen Woche in der Hütte schlafen. Doch Dambara wollte nichts davon hören, sie wollte die ganze Woche in der Hütte verbringen, um kein Unglück über ihre Familie zu bringen. Wenig später verließ sie das Haus, um den Fußmarsch zur Hütte anzutreten.
Wie die Seite NPR berichtet, geht man derzeit davon aus, dass Dambara später in der Nacht einen Herzinfarkt erlitt, als sie alleine in der Menstruationshütte war. Die genaue Todesursache muss allerdings erst noch von den laufenden Untersuchungen bestätigt werden.
Die Nachricht von dem Tod Dambaras sprach sich in dem Dorf schnell herum. Die in Nepal stationierte Journalistin Shiva Raj Dhungana sagt gegenüber NPR: „Jeder hier, Frauen, Männer, alle sagen, dass sie ihre Töchter und Schwiegertöchter nicht mehr in die Menstruationshütten schicken wollen."
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Die 'Chhaupadi' Praktik ist seit 2005 gesetzlich verboten, allerdings gibt es keinerlei Maßnahmen, wie und in welchem Ausmaß man diejenigen, die dagegen verstoßen, bestrafen könnte. Laut NPR handelt es sich bei Dambaras Tod auch nicht um den ersten Todesfall, der mit der “Chhaupadi” Praktik in Zusammenhang gebracht wird.
Die Organisation 'Surya Social Service Society' ist in der Nähe des Distrikts Jumia stationiert und wird von Gyanashyam Nagarkoti geleitet.
Gyanashyam und 'Surya Social Service Society' versuchen, schrittweise ein Umdenken anzuregen. Gyanashyam weiß, dass sich die tief verwurzelten Traditionen nicht über Nacht ändern werden.
Seine Herangehensweise umfasst daher lange und ausführliche Gespräche mit den Familien, und den Versuch, sie in einem ersten Schritt davon zu überzeugen, innerhalb des Hauses einen separaten Schlafraum für Frauen zu schaffen, statt sie in eine Menstruationshütte zu schicken.
Sein erstes Ziel ist es, zu demonstrieren, dass kein 'Unglück' über die Familie hereinbricht, wenn die Frau während ihrer Periode im Haus übernachtet.
Was in so manch anderen Ohren vielleicht wie ein absolutes Unding klingt, ist aus Glauben und langer Tradition heraus entstanden. Menschen wie Gyanashyam verstehen das und wissen, dass sie daher behutsam vorgehen müssen, um wirklich an die Menschen heranzukommen. Veränderungen ist möglich, wenn auch nur Schritt für Schritt.
Der Tod der jungen Frau ist definitiv eine Tragödie. Nichtsdestotrotz hoffen viele, dass die Regierung den Vorfall zum Anlass nehmen wird, sich mehr mit dem Thema zu beschäftigen. Als ersten positiven Schritt wird ein Telefonat zwischen dem Premierminister Nepals und der Distriktverwaltung gewertet, um der Todesursache auf den Grund zu gehen.
Derweil sagte Nirmala gegenüber NPR aus, dass der Tod ihrer Schwägerin zu einem sofortigen Umdenken bei ihr zu Hause geführt hat. „Ich weiß nicht, ob Gott uns bestrafen wird. Ich weiß nicht, was andere Menschen tun, aber von heute an werden wir Mädchen und Frauen der Familie alle zu Hause bleiben. Niemand wird mehr in einer Menstruationshütte schlafen."