Eine Nacht auf der Straße: Was für die meisten unvorstellbar scheint, ist für rund 41.000 Menschen in Deutschland Realität. Sie verbringen nicht nur eine, sondern mehrere Nächte auf der Straße – bei Kälte, Nässe und Sturm. Diese Menschen sind obdachlos und gehören damit zu den rund 678.000 Menschen in Deutschland, die keine eigene Wohnung haben.
Laut neuester Schätzungen der “Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe” (BAGW) ist die Zahl an Wohnungslosen in Deutschland in den vergangenen Jahren gestiegen. Während 2017 rund 650.000 Menschen ohne Wohnung waren, kamen 2018 rund 28.000 Menschen dazu.
"Gegenüber dem Vorjahr 2017 bedeutet dies einen Anstieg bei der Jahresgesamtzahl [an Wohnungslosen in Deutschland] um 4,2 Prozent", sagt Werena Rosenke, Geschäftsführerin der BAGW.
Hoher Anteil an Obdachlosen in deutschen Städten
Wer wohnungslos ist, hat keinen eigenen Mietvertrag und ist häufig auf Notunterkünfte, stationäre oder kommunale Einrichtungen angewiesen. Andere kommen bei Freunden unter. Wer obdachlos geworden ist, dem geht es sogar noch schlechter – ohne festen Wohnsitz und Unterkunft bleibt vielen Wohnungslosen nur noch das Leben auf der Straße. Das ist vor allem in den deutschen Metropolen der Fall – hier sind laut BAGW etwa 50 Prozent der Wohnungslosen obdachlos.
Unter den Wohnungslosen seien vor allem Alleinerziehende, sowie junge Erwachsene und Menschen mit Migrationshintergrund. Besonders alarmierend: Acht Prozent aller Menschen ohne Wohnung in Deutschland seien zudem noch minderjährig.
Sozialen Wohnungsbau zu fördern, könnte eine Lösung sein
Die Hauptprobleme für Wohnungslose sind neben der oft langwierigen Wohnungssuche auch die Suche nach Arbeit, sowie gesundheitliche Probleme, die oft durch das Leben auf der Straße verursacht werden. Der angespannte Wohnungsmarkt in Deutschland, besonders in den Großstädten, verschärft die Situation. Gerade Ein- bis Zweizimmerwohnungen sind mittlerweile Mangelware auf dem deutschen Wohnungsmarkt.
Die Geschäftsführerin der BAGW Rosenke macht das unzureichende Angebot an bezahlbarem und sozialem Wohnraum für die steigende Zahl der Wohnungslosen verantwortlich. Ohne den Ausbau von Sozialwohnungen könnte diese Zahl in Zukunft noch weiter wachsen – und dadurch Armut weiterhin verfestigen.
Das vorhergesagte Weltbevölkerungswachstum der nächsten Jahrzehnte macht die schnelle Umsetzung von sozialen Wohnungsbaumaßnahmen wichtiger denn je. Während 2019 über 7,7 Milliarden Menschen auf der Erde leben, könnten es 2050 bereits 9,7 Milliarden Menschen sein. Das erklären die UN-Bevölkerungsprojektionen von 2019.
Der Großteil dieser Menschen – genauer 60 Prozent – wird in Städten leben. Deshalb ist es entscheidend, jetzt Projekte zu fördern, die das Leben in Städten in Zukunft sicher und bezahlbar machen.