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Der Lebensmittellieferdienst Zomato aus Indien hat kürzlich eine neue Regelung eingeführt, die weltweit Aufmerksamkeit erregt hat: bezahlten Urlaub bei Menstruationsbeschwerden.
Das Unternehmen, das im Januar die indische Version von “Uber Eats“ übernommen hat, kündigte an, dass menstruierende Mitarbeiter*innen fortan bis zu zehn zusätzliche Tage pro Jahr frei nehmen können.
In Indien ist die Menstruation stark stigmatisiert. Aufgrund veralteter Traditionen und Überzeugungen gilt die Periode als schmutzig und unrein. Das Angebot von Zomato ist ein erster Schritt, um dem entgegenzuwirken.
“Menstruations-Urlaub zu beantragen sollte nicht mit Scham oder Stigmatisierung verbunden sein“, sagte Zomato-Chef Deepinder Goyal am Samstag in einer öffentlichen E-Mail an die Beschäftigten. Goyal möchte, dass sich niemand unwohl dabei fühlt, Kolleg*innen über den Menstruations-Urlaub zu informieren.
Die Rückmeldungen zu der neuen Regelung bei Zomato sind gemischt. Befürworter*innen argumentieren, es sollte noch mehr als zehn freie Perioden-Tage geben. Kritiker*inne sprechen von einem “Sonderurlaub“, der für die Rolle der Frau am Arbeitsplatz rückschrittlich sein könnte. Zudem könne der Perioden-Urlaub geschlechtsspezifische Diskriminierung fördern.
Should Companies Have Period Leave Policy For Women?@Renuks says, "Saying it's a struggle is the problem that I have. People who cannot deal with it should take a day off. I have a problem with the idea of categorizing it as a special leave."#PeriodLeave#zomato#womenpic.twitter.com/9dL0V0B7FE
— Faye DSouza (@fayedsouza) August 11, 2020
Going forward, women at Zomato can avail up to 10 period leaves in a year. This also applies to transgender people working at Zomato.💁♀️
— Zomato (@Zomato) August 8, 2020
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Kulturell bedingte Tabuisierung der Periode, körperliche Schmerzen und ein Mangel an Hygieneprodukten halten jeden Tag menstruierende Menschen davon ab, zur Schule zu gehen oder zu arbeiten. Hinzu kommt: In Indien nutzen 88 Prozent der Menschen während ihrer Regelblutung keine Monatsbinden, sondern unsichere oder unhygienische Produkte.
Aus diesem Grund gibt es neben Zomato noch andere, wenn auch wenige, Unternehmen, die den Mitarbeiter*innen Menstruationsurlaube anbieten. Im Bundesstaat Bihar gibt es seit 1992 eine gesetzliche Regelung über jährlich zwei freie Tage. Auch in anderen asiatischen Ländern und mehreren chinesischen Provinzen gibt es derartige Urlaubsregelungen. In Indien hingegen sind sie eher selten.
Zomato möchte die Menstruation mithilfe eines inklusiven Arbeitsklimas enttabuisieren. “Es gehört zu unserem Leben, und obwohl wir nicht ganz verstehen, was Frauen durchmachen, müssen wir ihnen vertrauen, wenn sie sagen, dass sie sich ausruhen müssen“, sagte Goyal. “Ich weiß, dass Menstruationskrämpfe für viele Frauen sehr schmerzhaft sind - und wenn wir bei Zomato eine wirklich kooperative Kultur aufbauen wollen, müssen wir sie dabei unterstützen.“