Studie zu Klimafinanzierung: Deutschland kann bis zu 100 Milliarden pro Jahr beitragen

Dienstag, 19. November 2024

Berlin/Baku, 18.11.2024. Die Bundesregierung könnte in den nächsten Jahren auf zusätzliche Geldquellen in Höhe von bis zu 96 Milliarden Euro zurückgreifen, um ihrer Verantwortung für die internationale Klimafinanzierung nachzukommen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie im Auftrag der Klima-Allianz Deutschland, Germanwatch, WWF Deutschland und Global Citizen. Aktuell ringen die Staaten bei der 29. Weltklimakonferenz um ein neues Klimafinanzierungsziel zur Unterstützung der ärmsten Länder. 

Rund 2,4 Billionen US-Dollar pro Jahr benötigen Entwicklungsländer, um klimaneutral zu werden und ihre Resilienz gegen die Folgen der Klimakrise zu stärken. Die Industrieländer haben sich zwar verpflichtet, sie dabei finanziell zu unterstützen. Die bisher bereitgestellten Mittel liegen aber weit unter den tatsächlichen Bedarfen. Viele Entwicklungsländer leiden außerdem unter einer großen Schuldenlast. Durch den voraussichtlichen Wegfall von Klimafinanzierung aus den USA müssen noch dringender als zuvor andere Geldquellen erschlossen werden, erklären die Verbände.

Für die Studie haben die beiden Finanzexperten Thomas Hirsch und Sara Jane Ahmed 24 verschiedene Finanzquellen untersucht und zeigen, wie Deutschland in den kommenden Jahren deutlich mehr Mittel für internationale Klimafinanzierung erschließen kann. Dazu haben sie bestehende Initiativen auf deutscher, EU- und internationaler Ebene bewertet, zum Beispiel Steuern und Abgaben für fossile Unternehmen, Einnahmen aus dem Emissionshandel und Strukturreformen internationaler Finanzinstitutionen. Das ermutigende Ergebnis: Deutschland könnte im Jahr 2025 18 Milliarden Euro, ab 2026 jährlich mindestens 36 Milliarden Euro und in den Folgejahren jährlich bis zu 96 Milliarden Euro an zusätzlichen öffentlichen Mitteln erschließen. Im Bereich mobilisierter privater Klimafinanzierung liegt das Potenzial der Studie zufolge sogar bei rund 100 Milliarden Euro pro Jahr.

Dr. Christiane Averbeck, Geschäftsführende Vorständin der Klima-Allianz Deutschland, erklärt: „Auch mit einer neuen Bundesregierung steht Deutschland als Industrienation in der Pflicht, einen fairen Beitrag zur internationalen Klimafinanzierung zu leisten – mindestens die bisher zugesagten sechs Milliarden Euro jährlich. Die Studie zeigt, dass Deutschland deutlich mehr beitragen kann und wie die Bundesregierung die Geldquellen erschließen kann. Ein wichtiger Hebel ist zum Beispiel eine Reform der Schuldenbremse. Die Bundesregierung sollte sich auch der internationalen Initiative der G20 für eine Milliardärssteuer anschließen, damit Menschen mit einem besonders hohen CO2-Fußabdruck auch mehr Verantwortung übernehmen.”

David Ryfisch, Leiter des Bereichs Zukunftsfähige Finanzflüsse bei Germanwatch, erklärt: „Deutschland kann problemlos sein Klimafinanzierungsversprechen einhalten und darüber hinaus zukünftig noch deutlich mehr machen. Die Studie weist eine Vielzahl von Optionen auf, in denen endlich die Verursacher der Klimakrise ihren Beitrag leisten würden. Überdies wird deutlich, dass Deutschland beim Internationalen Währungsfonds den Bremsklotz lösen muss, damit dieser seine volle Wirkung in der Klimafinanzierung entfalten kann.”

Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland, erklärt: „Klimaschutzinvestitionen können nicht warten – und müssen es auch nicht, das zeigen die zahlreichen Optionen der Studie. Mit Abgaben auf Luft- und Schifffahrt sowie auf fossile Gewinne können wir neue Quellen erschließen und so Deutschlands Beitrag zur internationalen Finanzierung erhöhen. Unterm Strich steht stets: Klimaschutz rechnet sich. Alles, was wir heute an öffentlichen wie privaten Geldern investieren, fällt nicht morgen doppelt und dreifach als reine Kosten des Nichthandelns zum Aufräumen von Klimaschäden auf uns zurück.”

Friederike Röder, Vizepräsidentin Global Advocacy bei Global Citizen, erklärt: „Angesichts der angespannten deutschen Haushaltslage ist es wichtiger denn je, neue Finanzierungsquellen zu mobilisieren, um den Verpflichtungen zur internationalen Entwicklungs- und Klimafinanzierung nachzukommen. Unsere Studie zeigt eindrücklich, dass Deutschland mit gezieltem Engagement und innovativen Ansätzen deutlich mehr Mittel bereitstellen kann, um Länder an vorderster Front der Klimakrise zu unterstützen. Es ist an der Zeit, dass Deutschland den politischen Willen aufbringt, international eine Führungsrolle einnimmt und diese Optionen umsetzt.”

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Zu den Autoren der Studie

Thomas Hirsch ist Geschäftsführer von Climate and Development Advice und publiziert regelmäßig zu internationaler Klimafinanzierung, zuletzt zur KfW und dem Fonds für Verluste und Schäden.

Sara Ahmed ist Gründerin des Financial Futures Center und Beraterin der Vulnerable 20 Group of Finance Ministers (V20), der Finanzminister aus 55 klimavulnerablen Ländern im Climate Vulnerable Forum (CVF).

Download

Die Studie „Deutschlands Handlungsoptionen bei der internationalen Klimafinanzierung” von Thomas Hirsch und Sara Jane Ahmed ist ab sofort hier abrufbar.

Das Forderungspapier zur COP29 von Klima-Allianz Deutschland und VENRO finden Sie hier.

Für Ihre Anfragen

Vertreter*innen der beteiligten Organisationen sind auf der COP29 in Baku anwesend und stehen gerne für Interviews und Hintergrundgespräche zur Verfügung.

Contact

Global Citizen:

Caroline Head
media@globalcitizen.org

Klima-Allianz Deutschland:

Julia Riley-Dittmann,
Tel. 030 780 899 514,
E-Mail: presse@klima-allianz.de

WWF Deutschland:

Lea Vranicar,
lea.vranicar@wwf.de,
+49 30 311777-467

Germanwatch:

Stefan Küper,
presse@germanwatch.org,
+49 151 252 110 72